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Nation, Militär und Gesellschaft in postrevolutionären Frankreich: zur politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der Französischen Nationalgarde (1814-1852)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228987457
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die vorliegende Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der französischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie hebt die Französische Revolution als Epochenschwelle mit bis heute andauernden Auswirkungen hervor und zeigt die Virulenz eines Erfahrungsraumes auf, der die Erwartungshaltung der historischen Akteure entscheidend prägte und das sich permanent wandelnde Verständnis von politischer Herrschaft grundlegend beeinflusste. Die Arbeit analysiert die Geschichte der französischen Nationalgarde während der Restauration, der Julimonarchie und zu Beginn der Zweiten Republik und hat damit eine zentrale Einrichtung des öffentlichen Gewaltmonopols zum Thema, die auf dem Dienst des lokalen Bürgertums beruhte. So wird die überkommene Vorstellung von der Entstehung des modernen Nationalstaates als einem gegen das Ancien Régime gerichteten und im Kampf gegen die traditionelle Herrschaft herausgebildeten Staat einer kritischen Revision unterzogen und die postrevolutionären Monarchien als wichtige Etappe in der Entwicklung der französischen Gesellschaft betont. Vier große Linien lassen sich in dieser Entwicklung hervorheben. Erstens zeigt die Geschichte der Nationalgarde, wie die Monarchie ab 1814 zunächst ihren Platz in der postrevolutionären Gesellschaft fand, welche vom Sturz Ludwigs XVI. 1792 tief gezeichnet war. Die Restauration stellte entgegen der geläufigen Meinung nicht die bloße Wiederherstellung des Ancien Régimes dar, sondern baute sowohl auf traditionellen Herrschaftselemente als auch revolutionären Institutionen auf, zu denen die Nationalgarde selbst gehörte. Zweitens wird so auch die Anpassungsfähigkeit der Monarchie sichtbar, die zu einem gewissen Grad die Ergebnisse der Französischen Revolution zu integrieren vermochte und einen Kompromiss zwischen Ultraroyalisten und Anhängern der radikalen Revolution darstellte, der in dem Moment brüchig wurde, in dem das Regime sich gegen die Errungenschaften der gemäßigten Revolution wandte. Drittens gibt die Untersuchung wichtige Aufschlüsse dazu, wie das öffentliche Gewaltmonopol unter Hinzuziehung ziviler Ordnungsformationen organisiert wurde. Auch hier wird eine geläufige Annahme in Frage gestellt, nach der die das Gewaltmonopol von staatlicher Seite oktroyiert wurde. Die Studie zeigt demgegenüber die Bedeutung der Bürgerbewaffnung auf und hebt hervor, wie diese mit der Idee der politischen Mitsprache in Zusammenhang stand. Viertens bildet sich in der Nationalgarde wie in einem Brennglas die Entwicklung des Bürgertums als sozialer Gruppe ab, die von den Besitzumschichtungen der Revolution genauso geprägt war wie von den Auswirkungen der Industrialisierung.

 
 

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