Detailseite
Projekt Druckansicht

Nation, Militär und Gesellschaft in postrevolutionären Frankreich: zur politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der Französischen Nationalgarde (1814-1852)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228987457
 
Untersuchungsobjekt des vorliegenden Projekts ist die französische Nationalgarde im Zeitraum zwischen 1814 und 1852. Die Nationalgarde ging 1789 aus den sich mit Ausbruch der Revolution spontan gebildeten Bürgermilizen hervor, wurde mit der Verfassung der ersten konstitutionellen Monarchie von 1791 institutionalisiert und erst 1872 mit Beginn der Dritten Republik aufgelöst. Sie stellte eine Freiwilligeneinheit dar, die während politischer Umbruchsphasen, wie der Rückkehr des Königs nach Frankreich 1814, der Julirevolution 1830 oder der Revolution 1848 eine zentrale Rolle spielte.Das überwölbende Thema des Projekts sind Erfahrungsprozesse in der französischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Das Erkenntnisinteresse zielt auf die Untersuchung, wie Revolution und Kaiserreich einen Erfahrungsraum bildeten, der gegenüber dem Versuch, 1814 die Monarchie in Frankreich in der Person Ludwigs XVIII. wiederherzustellen, in ein Spannungsverhältnis trat. Sowohl die Revolution, als auch das Kaiserreich erwiesen sich als ein Erfahrungsraum, der nicht übergangen werden konnte. Die französische Nationalgarde bietet sich hier für eine Untersuchung in besonderem Maße an, da sie wie keine andere Institution der Revolution die Nation als die Idee der Volkssouveränität verkörperte. Die Nationalgarde erschien als Verwirklichung der Nation in Waffen, deren Angehörige autonom das Recht zur Verteidigung ihrer Interessen und das Gewaltmonopol unabhängig vom Staat wahrnahmen. Sie stand in einem komplexen Verhältnis zur Monarchie, das umso spannungsreicher wurde, je reaktionärer die Politik des Regimes wurde, was unter Ludwigs Thronfolger, Karl X., der Fall war. Sorgte dieser für die Auflösung der Nationalgarde 1827, so brachte die Julirevolution 1830 die Bourbonenmonarchie zu einem Ende. Die Integration der Nationalgarde in die staatliche Politik war eine conditio sine qua non stabiler politischer Herrschaft, der Rekurs auf die Nationalgarde bildete eine zentrale Legitimationsressource der politischen Praxis. Der Versuch, die Nationalgarde in die offizielle Politik zu integrieren und politische Deutungsmuster wirkungsvoll zu vermitteln, war zugleich von der erfolgreichen Integration in das postrevolutionäre Regime abhängig und stand unter dem Vorbehalt der Gardisten selbst. Das Projekt möchte eruieren, wo die vorgegebenen Deutungsmuster seitens der Gardisten akzeptiert und wo ihnen divergierende Ansichten gegenübergestellt wurden. Dahinter steht die These, dass die politische Disposition der Gardisten durch Erfahrungsprozesse, die im Zuge der Kriegs- und Gewalterlebnisse während der Revolution und dem Kaiserreich angestoßen worden waren, wesentlich beeinflusst wurde.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung