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'Le Constituionnel': Netzwerke und Aktionsfelder eines führenden Pariser Presseorgans, 1815-1848.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228988455
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zum Abschluss des Projekts lässt sich folgende Bilanz ziehen: • Der „Mehrwert“ des Projekts für die künftige (Presse-)Forschung dürfte evident sein: Im Gegensatz zur ganz überwiegend vorherrschenden Fokussierung der französischen Pressegeschichte auf die Zeit der Julimonarchie hat die pressegeschichtliche Analyse des Constitutionnel zeigen können, dass wesentliche Prozesse der Pluralisierung und der gesellschaftlichen Etablierung des oppositionellen Pressewesens bereits ab 1815 stattfanden. Lange Zeit wurde die Epoche der Restauration zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und dem revolutionären Umbruchsjahr 1830 als wenig dynamische Zeit des Stillstands begriffen. In den „halkyonischen Jahren“ sprichwörtlicher Windstille hätten, so die gängige These, insbesondere Presse und Öffentlichkeit am stärksten unter den Repressionen der restaurativen Politik gelitten. Im Kontext des Projekts konnte klar nachgewiesen werden, dass die Zeitungsunternehmen der Restauration in einem weit höheren Maße als bisher bekannt als dynamische Triebkräfte einer sich im Ausdifferenzierungsprozess befindlichen Medienlandschaft wirkten. • Gerade die komparatistische Analyse des Constitutionnel und des Oesterreichischen Beobachters, die unter den ganz neuen Vorzeichen einer systematischen computergestützten Nutzung der digitalen Quellenbestände historischer Zeitungsdatenbanken stattfinden konnte, lieferte außerordentlich wichtige Aufschlüsse darüber, wie mediale Verhaltensnormen des 19. Jahrhunderts letztlich Gegenstand journalistischer Aushandlungsprozesse wurden. So entwickelten sich vor dem Hintergrund unterschiedlicher Öffentlichkeits- sowie Herrschaftsverständnisse konträre Auffassungen von der gesellschaftlichen Rolle des Journalismus. Herausgearbeitet werwerden konnte dabei auch, dass es „Leaks“ und „Fake News“ auch schon in der Restaurationszeit gegeben hat. • Über die empirisch gewonnenen Einsichten im Hinblick auf die Realitäten medialer Diskurse, ihrer Beschaffenheit und Vernetztheit im frühen 19. Jahrhundert leistet die Publikation einen zentralen Beitrag zur Erforschung der Geschichte des modernen Journalismus, der im weiteren Verlauf seinen Siegeszug zur „vierten Gewalt“ im (demokratischen) Staat antreten sollte, und dessen Genese bereits in die sattelzeitliche Umbruchphase verweist. Aus dem Projekt ist eine innovative online-Publikation hervorgegangen, die die Vorzüge und Möglichkeiten digitaler Vernetzungen nutzt und u. a. durch Verlinkungen auf die Quellen oder Hinzufügungen von Metadaten die „Forschungsdaten“ für die Leser*innen transparent werden lässt. Als Pilotprojekt des kollaborativen digitalen Publizierens konnten zudem die im Untersuchungszeitraum erstellten Metadatenerhebungen einer interessierten Forschungslandschaft für weiterführende Projekte zur Verfügung gestellt werden. Wir hoffen, damit weitere einschlägige Forschungen anregen zu können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Comptes rendus sur la Révolution française. L’historiographie française vue par les auteurs du Constitutionnel, in: Jean-Claude Caron/ Jean-Philippe Luis (Hrsg.), Rien appris, rien oublié? Les Restaurations dans l’Europe postnapoléonienne (1815–1830), Rennes 2015, S. 131-141
    Bernd Klesmann
  • Die Revolution kehrt zurück – „Le Constitutionnel“, die Pariser Presse und Friedrich von Gentz (1815–1830), in: Gudrun Gersmann/ Friedrich Jaeger/ Michael Rohrschneider (Hrsg.), Virtuosen der Öffentlichkeit. Friedrich von Gentz (1764–1832) im globalen intellektuellen Kontext seiner Zeit
    Bernd Klesmann
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.18716/map/00002/3)
  • Jenseits der Haupt- und Staatsaktionen. Neue Perspektiven auf historische Periodika, hrsg. v. Bernd Klesmann, Patrick Schmidt, Christine Vogel, Bremen: Edition Lumière, 2017 (Presse und Geschichte – Neue Beiträge, 108)
    Bernd Klesmann
  • „Le Constitutionnel und Oesterreichischer Beobachter. Spielarten der Publizistik in der internationalen Presselandschaft der Restauration“, in: MAP – Modern Academic Publishing, 2021
    Hrsg.: Gudrun Gersmann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.15463/map-lc)
 
 

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