Zeitlich-räumliche Charakterisierung neuronaler Konflikt-Verarbeitungsprozesse unter dem Einfluss räumlicher und eigenschaftsbasierter Aufmerksamkeitsausrichtung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Allgemein lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass die räumliche Ausrichtung der Aufmerksamkeit tatsächlich zu einer schnelleren und fehlerfreieren Verarbeitung von Objekten an der mit Aufmerksamkeit belegten Position führt. Dieser Mechanismus führt dazu, dass fronto-parietale Hirnregionen, die für die Aufmerksamkeit zuständig sind, dann aktiver sind, teilweise auch früher als in Bedingungen, in denen eine andere Position beachtet wurde. Desweiteren führt auch die Fokussierung auf Eigenschaften von Objekten (hier auf die Farbe) zu ähnlichen Mechanismen sowohl in Bezug auf Verhaltens-Vorteile als auch im Sinne einer veränderten Aktivität im Gehirn. Diese Aktivitäts-Muster deckten sich in den Studien teilweise miteinander, allerdings scheint vor der Verarbeitung von Eigenschaften zunächst immer die Position eines Objektes für die weiteren Schritte wichtig zu sein. Somit waren besonders die räumlichen Aufmerksamkeits- Mechanismen zwischen beiden Studien vergleichbar. Die Analyse über die Daten beider Studien ergab Aktivität in frontalen und parietalen Areale, die anscheinend als Schlüsselstrukturen grundsätzlich bei beiden Aufmerksamkeitsarten involviert sind und sowohl gesteigerte Aktivität zeigen für Reorientierungsprozesse als auch zusätzlich bei der Verarbeitung räumlicher Aufmerksamkeitsaufgaben. Die unvorhergesehenen zeitlichen Verzögerungen durch die komplexe Eigenkonstruktion des Eye Tracker Systems, durch die Abänderung des Designs nach der Pilotstudie (zur Vermeidung von Konfundierungen) und durch den technischen Ausfall des Aufnahmesystems im EEG-Labor konnten durch die frühzeitige Planung und den vorgezogenen Beginn der zweiten Studie wieder gut gemacht werden. Unglücklicherweise konnte mit der verwendeten Software keine schlussendlich zufriedenstellende Funktion der Eye Tracker erreicht werden. - Bei beiden Studien zeigte sich entgegen der aus der Literatur abgeleiteten Vorannahmen kein Interaktionseffekt auf Verhaltensebene. Auf neuronaler Ebene konnten trotzdem Effekte gefunden werden, die eine veränderte Verarbeitung der Flankeraufgabe durch selektiv ausgerichtete Aufmerksamkeit implizieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2014). Early conflict processing is sensitive to top-down modulation – an ERP study on the flanker effect. 40. Tagung für Psychologie und Gehirn (PuG), Lübeck
Siemann, J., Herrmann, M. & Galashan, D.
- (2014). Spatially directing attention modulates the neural patterns of conflict processing in a flanker task – an fMRI study. 9th FENS Forum of Neuroscience / Milan / Federation of European Neuroscience Societies, FENS-0688
Siemann, J., Herrmann, M. & Galashan, D.
- (2015). Electrophysiological and functional magnetic resonance imaging investigations on the influence of spatial and feature-based attention on the flanker effect
Siemann, J.
- (2015). Selective spatial and feature-based attention – integrating fMRI data from two studies. 21. Annual Meeting of the Organization for Human Brain Mapping (OHBM), Honolulu, Hawaii
Galashan, D., Siemann, J., & Herrmann, M.
- (2015). Spatio-temporal activity patterns of flanker processing show early modulations induced by attention. 21. Annual Meeting of the Organization for Human Brain Mapping (OHBM), Honolulu, Hawaii
Siemann, J., Herrmann, M. & Galashan, D.
- (2016). fMRI-constrained source analysis reveals early top-down modulations of interference processing using a flanker task, Neuroimage, 136, 45-56
Siemann, J., Herrmann, M., & Galashan, D.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2016.05.036)