Political corruption in the 19th century - a monographic study
Final Report Abstract
Gegenstand des Projekts war die Abfassung einer Monographie zur Geschichte der politischen Korruption in der westlichen Moderne zwischen der Sattelzeit und den 1930er Jahren. Untersucht wurden Korruptionsdebatten und die darin kritisierten Praktiken der politischen Patronage und Verflechtung („Mikropolitik“) in Deutschland, Frankreich und Großbritannien unter Hinzuziehung von Beispielen aus Italien, Spanien und den Niederlanden. Es handelt sich um die erste umfassende und transnational angelegte Arbeit zu diesem Thema. Das Buchprojekt sollte den Zusammenhang zwischen Mikropolitik, Korruptionskritik und Moderne verdeutlichen. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Praktiken Teil der politischen Modernisierung sein konnten. Zum anderen wird die These vertreten, dass „Korruption“ ein zentraler Ordnungsbegriff der politischen Moderne ist. Ihrem Selbstverständnis nach mussten moderne Gesellschaften Korruption überwinden, und ihr Entwicklungsstand ließ sich u.a. am Erfolg des Kampfes gegen Korruption ablesen. Dieser Kampf konnte aber nie gewonnen werden, da die für die moderne Korruptionsauffassung fundamentale Differenzierung zwischen individuellem Nutzen und Gemeinwohl in der sozialen Wirklichkeit des politischen Handelns notwendigerweise defizitär bleiben muss. In mehreren europaweit zu beobachtenden Dynamisierungswellen trugen Korruptionsdebatten zu politischen Systemwechseln bei. Sie delegitimierten zunächst die Gesellschaftsordnung des Ancien Régime, ab dem späten 19. Jahrhundert gab es ähnliche Effekte hinsichtlich der parlamentarischen Systeme. Für die Etablierung und Legitimation autoritärer Systeme im frühen 20. Jahrhundert spielte wiederum der Korruptionsvorwurf gegenüber ihren Vorgängern eine große Rolle.
Publications
- Die Geschichte der Korruption. Von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2014 (Übers. ins Ungarische: Budapest: Corvina 2016)
Engels, Jens Ivo