Conceptions of space and autochthony among the Tubu of Eastern Niger
Final Report Abstract
Meine Arbeit zu „Raumvorstellungen und Autochthonie bei den Tubu in Ostniger“ konzentrierte sich auf zwei Fragenkomplexe. Beim ersten ging es um die empirisch-ethnographische Untersuchung von Raum, und beim zweiten um zeitgenössische und historische Prozesse von Raumaneignung sowie um Fragen der Autochthonie. Dieses Thema gerade bei den Teda zu bearbeiten, war insbesondere deshalb von Interesse, weil die Teda hochmobile Nomaden sind und ihnen mangelndes territoriales Bewusstsein nachgesagt wird. Eines der Ergebnisse war, dass, wie angenommen, Territorialität bei den Teda durchaus existiert, dass diese jedoch anders geartet ist, weil sie in weiten und oft unwirtlichen Räumen stattfindet. Bei der empirisch-ethnographischen Untersuchung von Raum konzentrierte ich mich hauptsächlich auf Orientierung, Wegefinden und Spurenlesen. Ausgezeichnete Kenntnisse in diesen Bereichen erlauben es den Teda, in weiten Räumen überall schnell präsent zu sein und darauf wieder zu verschwinden, und Raum somit durch „sporadische Präsenz“ zu territorialisieren. Insbesondere bei meiner Forschung zur Orientierung knüpfte ich an eine Debatte an, die in der Anthropologie und den Verhaltenswissenschaften geführt wird, und bei der es um die Frage geht, ob mental mapping oder practical mastery von Menschen zur Orientierung verwendet werden. Ich fand bei den Teda heraus, dass deren Orientierung meist auf einem dritten, überraschenderweise von Anthropologen kaum beachteten Verfahren beruht, nämlich auf der Koppelnavigation. In diese werden Elemente der beiden zuerst genannten Verfahren integriert. Bei meinen Untersuchungen zur Raumaneignung und Autochthonie ging ich von zwei Grundannahmen aus. Die erste war, dass Migration nicht als etwas betrachtet werden sollte, was zum Verlust eines Wohnortes führt, sondern als eine Wanderung, die zu einem neuen, oft besseren Ort leitet. Gerade bei den hochmobilen Teda ließ sich diese Annahme bestätigen. Ich ging weiter davon aus, dass die gegenwärtig im Gebiet der Teda stattfindende Erdölförderung Diskurse zur Autochthonie hervorbringen müsse. Im Gegensatz zu vielen Autoren, die sich mit Autochthonie befassen, nahm ich jedoch an, Autochthonie müsse nicht immer „inhaltsleer“ sein. Gerade bei den Teda, mit ihrem starken Bewusstsein für Raum und Orientierung, nahm ich an, dass es auch eine lokale Komponente von Authochthonie geben könne, und dass der Gebrauch dieses Konzeptes nicht Staaten oder der Politik vorbehalten bleiben müsse. Ich fand heraus, dass es in der Tat mindestens zwei Arten von Autochthonie gibt. Die eine ist tatsächlich ein eher inhaltsleeres (politisches) Mittel zum Zweck, die andere aber ist präzise in topographischen Gegebenheiten verankert. Meine Forschung zum Raum zeigte mir, dass es sinnvoll ist zu Raum und Zeit bzw. zu RaumZeit zu forschen. Eine solche Forschung zu Konzeptionen von Zeit und RaumZeit bei den Teda betrachte ich als weiterführende Perspektive meiner Forschungsarbeit.
Publications
- (2018) Footprints in the Mud of Agadem. ModAfr (Modern Africa: Politics, History and Society) 5 (2) 105
Musch, Tilman
(See online at https://doi.org/10.26806/modafr.v5i2.198) - 2013. Territoriality through migration: cases among the Tubu Teda Guna (Niger). Nomadic Peoples, 17(2). 68-81
Tilman Musch
- 2015. Six days towards the polar star. Orientation among Tubu Teda. Journal des Africanistes. 85. 282-310
Tilman Musch
- 2017. In den Sand geschrieben. Spuren, Brände und das Suchen von Kamelen bei den Teda. Paideuma, 63:207-230
Tilman Musch
- 2017. Teda Drivers on the Road between Agadez and Assheggur. Taking over an Ancient Tuareg Caravan Route. In: Beck, Kurt; Klaeger, Gabriel; Stasik, Michael (eds.). The Making of the African Road. Leiden: Brill.220-240
Tilman Musch