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Sprachstandardisierung unter Mehrsprachigkeitsbedingungen: Deutsch in Luxemburg (1795-1920)

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230256794
 
Das Projekt berührt die Schnittstelle von Sprachgeschichte und Soziolinguistik und behandelt den Standardisierungsprozess des Deutschen in Luxemburg. Luxemburg ist durch eine weit zurück reichende Mehrsprachigkeit gekennzeichnet und bildet ein Paradebeispiel, um Sprachstandardisierung unter Mehrsprachigkeitsbedingungen zu untersuchen. Sprachstandardisierung, verstanden als Selektion, Kodifikation, Implementierung und Ausbau von Normen, wurde bisher weitgehend unter nationalsprachlichen oder komparativen Gesichtspunkten betrachtet. Aspekte wie Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt wurden in der empirischen Beschreibung und Theoriebildung vernachlässigt. Um diese Forschungslücke zu füllen, setzt das beantragte Projekt den Faktor Sprachkontakt zentral und untersucht den Kontakt zwischen den germanischen Varietäten, d.h. Moselfränkisch/emergierendes Luxemburgisch, kolloquialem Deutsch, ebenso wie den Kontakt zwischen dem Deutschen und Französischen. Ausgehend von der aktuellen Theoriediskussion über Sprachstandardisierung, Sprachkontakt, Mehrsprachigkeit und Textlinguistik, wird ein empirischer Zugang gewählt und ein umfangreiches Korpus von historischen zweisprachigen öffentlichen Bekanntmachungen der Stadt Luxemburg, die in einer Datenbank verfügbar sind, ausgewertet.Das Projekt widmet sich dem so genannten langen 19. Jahrhundert, d.h. der Zeit von der Französischen Revolution bis zum 1. Weltkrieg, und fokussiert auf ein Sprachkontaktszenario, das durch mehrfach wechselnde politische Konstellationen gerahmt ist: Annexion durch Frankreich, nationale Emanzipation und gesellschaftliche Modernisierung, wie sie sich im Ausbau von Verwaltungsstrukturen und der Entwicklung städtischer Räume als öffentliche Kommunikationsräume zeigt. Vor diesem Hintergrund wird ein Sprachenmanagement-Ansatz gewählt, um den Standardisierungsprozess und die Auswirkungen von und Wechselwirkungen zwischen sprachlichen und gesellschaftspolitischen Faktoren zu untersuchen.Ein hervorragendes Untersuchungsfeld für diese Forschungsinteressen bietet der Kommunikationsbereich Verwaltung, insofern er durch gesellschaftlich relevantes Sprachhandeln gekennzeichnet ist. Im Zentrum steht die top-down Kommunikation der Verwaltung der Stadt Luxemburg. Die Analyse berücksichtigt systemische und funktionale Aspekte. Die Rekonstruktion der Standardisierung des Deutschen wird strukturelle Prozesse wie die Variation und Replikation sprachlicher Merkmale sowie relevante Sprachenmanagement-Aktivitäten, metasprachliche Kommentare in den Bekanntmachungen und Spracheinstellungsäußerungen in Zeitungen untersuchen. Damit wird das Projekt ein detailliertes Bild der Status- und Korpusstandardisierung und des funktionalen Ausbaus des Deutschen zeichnen. In der Gesamtschau wird der Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft erarbeitet und eine Standardisierungstheorie formuliert, die dem Faktor Mehrsprachigkeit Rechnung trägt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Luxemburg
Beteiligte Person Professor Dr. Peter Gilles
 
 

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