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Aktualität der Kritik - Gesellschaftstheorie, Soziologie und Kritik des Sozialen in Frankreich und Deutschland

Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230431179
 
Die kritische Theorie der Gesellschaft stellt in der zeitgenössischen deutschen und französischen philosophischen Diskussion ein eigenständiges Forschungsfeld dar, das sich aber nicht unter ein Denkparadigma subsumieren lässt. Das vorliegende Projekt stellt sich die Aufgabe, die Divergenzen und Konvergenzen verschiedener Ansätze, die darauf zielen, eine kritische Theorie der Gesellschaft zu verfassen, in historischer, systematischer und deutsch-französischer Perspektive zu untersuchen. Sie will so die wesentlichen Kontinuitäten und Brüche in der methodologischen (Zugang zum Gegenstand Gesellschaft), ontologischen (Wirklichkeit des Gegenstands Gesellschaft) und metaphysischen (Status der Kriterien der Kritik) Dimension offen legen und zeigen, inwiefern sie das Feld der Gesellschaftskritik strukturieren. Das Projekt wird sich drei Komplexen widmen: Erstens wird die Geschichte des Begriffs Kritik im philosophischen Diskurs nach 1945 in Deutschland und Frankreich verfolgt (Teilprojekt I); während der Begriff Kritik in Deutschland eine eher enge Bedeutung hat (Frankfurter Schule), unterliegt er in Frankreich verschiedensten Verwendungen und Interpretationen (Althusser, Foucault, Lyotard, Rancière, Balibar). Es soll eine vergleichende ideengeschichtliche Untersuchung durchgeführt werden, die a.) Unterschiede zwischen den beiden Traditionen im Gebrauch des Begriffs hervorhebt und b.) Debatten aufnimmt, die in den jeweiligen Traditionen die Form einer Kritik der Kritik haben. Zweitens werden in systematischer Hinsicht die methodologischen, ontologischen und metaphysischen Voraussetzungen der jeweiligen kritischen Theorien untersucht werden (Teilprojekt II). Zwei Ansätze kritischer Theorie stehen sich in systematischer Perspektive gegenüber: eine Auffassung der Kritik, die deren Möglichkeit von einer umfassenden Theorie der Gesellschaft abhängig macht (Althusser, Adorno, Bourdieu); und eine Auffassung, die die Kritik aus der Innenperspektive des Sozialen selbst, ohne die Notwendigkeit einer vorgeordneten Theorie, entwickelt (Foucault, Boltanski, Rancière, Habermas, Honneth). Drittens soll das Projekt die eigentliche Aktualität der Kritik untersuchen (Teilprojekt III). Zu diesem Zweck vereint es die Traditionen in Deutschland und Frankreich, die zugleich einen philosophischen und soziologischen Zugang zum Sozialen suchen: die kritische Theorie Frankfurter Prägung (Habermas, Honneth) und die Soziologie der Kritik (Boltanski, Thévenot). Der Dialog zwischen den beiden Ansätzen, die beide davon ausgehen, dass die sozialen Akteure selbst mit der Fähigkeit zur Kritik ausgestattet sind, soll durch die Einbeziehung von Ansätzen ergänzt werden, die diese Prämissen nicht mittragen (Rancière, Balibar, der heutige Boltanski). Dieses Teilprojekt wird ebenfalls untersuchen, in welcher Beziehung die kritischen Theorien mit der sozialen Praxis stehen und die Spannung ausloten, in der sich die Sozialphilosophie hier mit der politischen Philosophie befindet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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