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Geographical Imaginations von humanitären Katastrophen und die Handlungslogiken humanitärer Organisationen

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230446898
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Vor dem Hintergrund schneller Kommunikationsmöglichkeiten und einer zunehmenden Professionalisierung der humanitären Hilfe entwickeln sich Katastrophen weltweit immer öfter zu intensiven Medienereignissen, die eine überwiegend aus Spenden finanzierte „Hilfsindustrie“ von Nichtregierungsorganisationen (NRO) auf den Plan rufen. Die Medienaufmerksamkeit und Spendenbereitschaft hängt entscheidend vom Katastrophentyp und von der Geographical Imagination des jeweiligen Katastrophengebietes ab. Das Forschungsprojekt hat das Spannungsfeld dieser Geographical Imaginations, Medienberichterstattung und Handlungslogiken von Hilfsorganisationen untersucht. Aus einer poststrukturalistischen und postkolonialen Perspektive wurde analysiert, wie Wissen über Katastrophen und humanitäre Hilfe hergestellt wird und welche Auswirkungen dieses Wissen auf die Aktivitäten humanitärer Organisationen hat. Die Datenbasis des Projekts waren einerseits Diskursanalysen der Medienberichterstattung, insbesondere der Tagesschau als deutschem Leitmedium und von sieben Printmedien, sowie qualitative Interviews mit zahlreichen Vertreter_innen der „Hilfsindustrie“. Die Befunde der Medienanalyse haben gezeigt, wie Katastrophenberichte in deutschen Medien einem show-shock-solution Muster folgend stereotype Geographien der Hilfsbedürftigkeit auf der Katastrophenseite und Expertise auf der helfenden Seite produzieren und wie der Druck, visuelle Beweise zu liefern, die heutige journalistische und humanitäre Arbeit prägt. Die Ergebnisse der Medienanalyse und die öffentlich wenig sichtbare Diskussion der Kritik am humanitären Sektor wurden in einem international besetzten Workshop gegen Ende des Projekts an Vertreter_innen von Medien und humanitären NRO zurückgespiegelt und es wurde ausgelotet, inwiefern Wissenschaft und Praxis hier in Zukunft voneinander lernen können. Als wesentlicher Ertrag des Forschungsprojekts ist daher die enge Verzahnung von wissenschaftlichen Befunden und Rückbindung an humanitäre NRO sowie an Journalist_innen zu werten. Vor allem die Praktiker_innen erachten den wissenschaftlich moderierten Austausch und eine gemeinsame Reflexion ihres Tuns als gewinnbringend. Das Projekt hofft, zu diesem Austausch einen Beitrag geleistet zu haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Shaping humanitarian emergencies – on geographical imaginations of disasters and rationalities of humanitarian organisations. Annual Meeting der Association of American Geographers, Los Angeles
    Griesinger, Diana
  • Disaster reports in Tagesschau – a media analysis. Panel Identität in kolonialen und postkolonialen Kontexten, Deutscher Kongress für Geographie, Berlin, 2015
    Griesinger, Diana
  • The Single Story of Disasters and Aid – on Humanitarian Discourse and the Rationalities of Humanitarian NGOs. Annual Meeting der Association of American Geographers, San Francisco
    Griesinger, Diana
  • (2017): Krisengebiete und Katastrophen – Zur politischen Geographie humanitärer Hilfe. Bericht aus dem Arbeitsbereich Humangeographie. Heidelberg: Geographisches Institut der Universität Heidelberg
    Griesinger, Diana/Gebhardt, Hans (Hg.)
 
 

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