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Geographical Imaginations von humanitären Katastrophen und die Handlungslogiken humanitärer Organisationen
Antragsteller
Professor Dr. Hans Gebhardt
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230446898
Auf dem deutschen Spendenmarkt konkurrieren über 3000 humanitäre Organisationen um die Aufmerksamkeit der Spender. Diese humanitären Organisationen sind größtenteils von Spenden durch Privatleute abhängig. Allerdings variiert das Spendenaufkommen für unterschiedliche humanitäre Katastrophen sehr stark. Manche Katastrophen rufen eine hohe Spendenbereitschaft hervor, während dies bei anderen keineswegs der Fall ist. So erreichte allein das deutsche Spendenaufkommen nach dem Tsunami in Südostasien 2004 eine Höhe von 670 Millionen Euro, während beispielsweise für die Überschwemmungen in Pakistan 2010 oder gar für die Dürrekatastrophe am Horn von Afrika 2011 deutlich weniger gespendet wurde. Ausgehend von diesen markanten Unterschieden im Spendenverhalten untersucht das Forschungsprojekt aus einer poststrukturalistischen diskurstheoretischen Perspektive wie in den Medien Repräsentationen des hilfsbedürftigen Anderen nach Katastrophen geschaffen werden, wie dabei bestehende Geographical Imaginations von Katastrophengebieten aktualisiert, produziert und reproduziert werden und welche alternativen Deutungen durch diese Rahmungen marginalisiert werden. Darüber hinaus analysiert es, wie hegemoniale Diskurse auf die Handlungslogiken humanitärer Organisationen einwirken, d.h. inwiefern Geographical Imaginations humanitäre Organisationen bei der Wahl ihrer Einsatzregionen beeinflussen und wie in der humanitären Praxis mit dem Spannungsfeld der Abhängigkeit von Spenden und den kontrastierenden Repräsentationen von Katastrophen umgegangen wird. Es liefert damit auch einen Beitrag zur geographischen Entwicklungsforschung. Methodisch arbeitet das Forschungsprojekt mit der Analyse und dem Vergleich von Medienberichten, wie Nachrichtensendungen, Zeitungsberichten etc. über humanitäre Katastrophen und untersucht, mit welchen Argumenten humanitäre Hilfe befürwortet wird und wie dabei Geographical Imaginations von Katastrophengebieten diskursiv konstituiert und reproduziert werden. Die Ergebnisse der Medienanalyse dienen als Ausgangspunkt für qualitative Interviews mit Experten humanitärer Organisationen, um den Einfluss von Geographical Imaginations und Repräsentationen humanitärer Hilfe auf die Handlungslogiken humanitärer Organisationen zu ermitteln.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen