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Bildkommunikation in der Wissenschaft am Fallbeispiel der Computational Neuroscience

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230927066
 
Das Forschungsvorhaben widmet sich der Frage, wie Visualisierungen erzeugt, interpretiert sowie vermittelt werden und untersucht die Frage am Beispiel der Computational Neuroscience. Die Computational Neuroscience ist eine neurowissenschaftliche Forschungsrichtung, in der besonders visuelles Wissen etwa aus der Physik, Informatik und Biologie in heterogenen Kooperationen zusammengeführt wird. Sie zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus (a) Bilder sind hier nicht einfach Repräsentationen von Wirklichkeit, sondern stellen den eigentlichen Gegenstand der Forschung. In den Computational Neuroscience etwa werden tierische Nervenzellen anhand von technisch produzierten visualisiertem Computermodellen analysiert; (b) es handelt sich hier um eine soziale Organisationsform, die bislang nur sehr unzureichend als heterogene Kooperation bezeichnet werden. Dieser Umgang mit Bildern soll als Bildkommunikation verstanden werden, d.h. Formen kommunikativen Handelns, in denen Bilder erzeugt, interpretiert und vermittelt werden. Auf der Grundlage einer mikrosoziologischen Untersuchung der Prozesse der Herstellung von Bildern, ihrer Interpretation, ihrer Weiterverarbeitung und Übersetzung im direkten oder technikvermittelten interaktiven Austausch zwischen einzelnen Wissenschaftlern soll die Organisation der Wissenschaft untersucht werden. Auf der institutionellen Ebene der Bildkommunikation verfolgen wir die Hypothese, dass sich die elementaren Einheiten der Forschung durch gemeinsame Sehkonventionen als "soziale Seh-Welten" konstituieren, wobei "Sehen" für Erzeugung, die Deutung und die Vermittlung visueller Objektivierungen steht. Die Erzeugung, Deutung und Vermittlung soll mit Hilfe des Konzepts des 'Bildtrajekts' untersucht werden. Durch die Analyse der Bildkommunikation wollen wir einerseits vergleichsweise homogene soziale Seh-Welten als institutionelle Einheiten der Wissenschaft bestimmen, anderseits auf die Grenzen der sozialen Seh-Welten stoßen, an denen Bilder übersetzt werden. Die Beobachtung von Homogenität und Heterogenität im Umgang mit Bildern soll Aufschluss über die Art und Struktur der heterogenen Kooperation geben. Auf dieser Ebene sollen auch legitimatorische Diskurse heterogener Kooperationen Beachtung finden.Indem es vergleichend mehrere Trajekte der Bildkommunikation verfolgt, strebt das Projekt damit eine Verbindung zwischen mikrosoziologischer und institutionalistischer Wissenschaftssoziologie an, die alleine durch die Beschränkung auf ein Wissenschaftsfeld in der beantragten Zeit realistisch erforscht werden kann. Methodisch verfährt das Projekt auf der Basis der Grounded Theory mit einer Triangulation von Videographie, fokussierter Ethnographie, Experteninterviews und Dokumentenanalyse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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