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Früherkennung von Psychosen im Kindes- und Jugendalter: Evaluation der Risikokriterien

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 231563730
 
Psychosen haben eine lnzidenz von etwa 3% mit einem Ersterkrankungsgipfel zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr; 10-15% beginnen vor dem 18. Lebensjahr. Die Prognose von diesen so genannten ,early-onset Psychosen' (EOP) wird als noch schlechter erachtet als bei den später beginnenden Psychosen (,adult-onset Psychosen', AOP). Bei den AOPs konnte wiederholt gezeigt werden, dass sie enorme Belastungen und Kosten verursachen. Derzeit wird die Früherkennung von und die Intervention bei Personen mit ersten Anzeichen einer auftretenden Psychose als die vielversprechendste Strategie zur Reduktion der Belastung dieser Krankheit erachtet. Bislang lag der Fokus in der Früherkennungsforschung von Psychosen vor allem auf Stichproben, die aus hilfesuchenden, erwachsenen oder altersgemischten Risikopatienten bestanden. Trotz Hinweisen darauf, dass Risikokriterien aufgrund von Entwicklungsprozessen in jugendlichen Stichproben anders auftreten, wurde bislang weder die klinische Validität noch der prädiktive Wert von Risikokriterien oder die zurzeit diskutierten neuropsychologischen Prädiktaren von Psychosen in Studien mit Kindern und Jugendlichen untersucht.Das Hauptziel dieser prospektiven Multizenter-Studie (Bern, Zürich, Köln) ist daher die Untersuchung der Übergangsrate in einer Risikostichprobe von Kindern und Jugendlichen und somit die positive prädiktive Stärke von Risikokriterien bei Kindern und Jugendlichen zu erforschen. Basierend auf der Literatur wird eine zu Beginn niedrigere (< 20%), aber potentiell steigende jährliche Übergangsrate bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen erwartet. Die sieben sekundären Ziele sind:(1) Erfassung der Prävalenz- und Verteilungsraten der Risikokriterien, bei Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Psychoserisiko (AtRisk), sowie die Erhebung von potentiellen soziodemographischen und neuropsychologischen Prädiktoren. Zudem sollen die Hauptprädiktoren für einen Übergang in eine Psychose identifiziert werden. Wir erwarten bei Kindern und Jugendlichen eine andere Reihe von Prädiktaren als bei Erwachsenen.(2) Untersuchung genetischer Polymorphismen auf ihre prädiktive Stärke für einen Übergangs in eine Psychose(3) Untersuchung funktioneller Bildgebungsdaten auf ihre prädiktive Stärke für einen Übergangs in eine Psychose(4) Erfassung der Stabilität der Risikokriterien, Verlauf des psychosozialen Funktionsniveaus und Entwicklung anderer psychiatrischer Erkrankungen bei der AtRisk-Gruppe.(5) Erfassung der Prävalenz von Risikokriterien vor dem Beginn von psychotischen Symptomen (in der prodromalen Phase) in einer erstmals behandelten EOP-Gruppe und somit die Untersuchung der Sensitivität der Risikokriterien bei Kindern und Jugendlichen. Wir erwarten in der EOP-Gruppe die gleiche oder eine gar höhere Sensitivität als in der AOP-Gruppe(6) Erfassung der Prävalenz- und Verteilungsraten von Risikokriterien und zusätzlichen potentiellen Prädiktaren von Übergangsraten in eine Psychose in der Allgemeinbevölkerung (,general population sample') sowie in einer klinischen nicht-psychotischen Stichprobe mit Diagnosen, für welche eine erhöhte Prävalenz für eine nachfolgende Psychose gefunden wurde. Dies erlaubt die Berechnung der negativen prädiktiven Stärke und die Schätzung der Genauigkeit von Risikokriterien.(7) Erfassung von Geschlechtsunterschieden in der Prävalenz und Verteilung von Risikokriterien. Es handelt sich um eine prospektive Multi-Center 3-Jahresstudie (Bern, Zürich, Köln) an insgesamt 209 Risikokindern (AtRisk, 8-18 Jahre alt), 264 klinischen Kontrollen, 250 Kindern und Jugendlichen aus der Allgemeinbevölkerung und 100 EOP. Risikosymptome und-kriterienwerden mittels des 'Structured Interview for Prodromal Syndromes' und des 'Schizophrenia Prediction Instrument, Child & Youth version' erfasst. Zusätzlich werden soziodemographische Daten und das psychosoziale Funktionsniveau erhoben, andere DSM-IV Diagnosen sowie potentielle neuropsychologische Prädiktaren eines Übergangs in eine Psychose (verbale Wortflüssigkeit, verbales- und Arbeitsgedächtnis sowie Verarbeitungsgeschwindigkeit). Über die funding period hinaus haben alle beteiligten Zentren eingewilligt, Nachuntersuchungen der Risikokinder bis zum 5-Jahres Follow-up aus Hausmitteln durchzuführen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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