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Modulatoren der Schmerzwahrnehmung und ihre neuronale Basis
Antragstellerin
Professorin Dr. Hedwig Eisenbarth
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2012 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 231855708
Gewaltstraftäter scheinen von physischem und psychischem Schmerz ihrer Opfer wenig beeindruckt. Bei den meisten Menschen aber löst die Wahrnehmung von Leiden natürliches prosoziales Verhalten aus. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine solche Wahrnehmung ähnliche neuronale Strukturen aktiviert wie physischer Schmerz. Zudem ähneln sich Aktivierungen bei physischem und psychischem Schmerz. Ziel dieses Projekts ist es zum einen, eine Verbindung zwischen den Schmerz-assoziierten Strukturen und pro- bzw. antisozialem Verhalten herzustellen, sowie zum anderen interindividuelle Unterschiede in diesen Prozessen abzubilden, die z.B. von psychopathischen Persönlichkeitszügen oder von berufsbedingten Regulationsmechanismen wie z.B. bei medizinischem Personal bedingt werden könnten.Dazu werden zwei funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) -Experimente durchgeführt. Das erste Experiment untersucht den Zusammenhang zwischen neuronaler Aktivität bei der Wahrnehmung eigenen physischen und emotionalen Schmerzes, der Wahrnehmung anderer Personen mit physischem und emotionalem Schmerz auf der einen Seite und pro- vs. antisozialem Verhalten auf der anderen Seite in einer studentischen Population (N=40). Pro- und antisoziales Verhalten wird anhand eines Dictator Games und eines Prisoner Dilemma Games erfasst. Das zweite Experiment schließt interindividuelle Unterschiede als mögliche Moderatorvariablen mit ein (drei Gruppen à 20 Männer). Dabei wird eine Gruppe von medizinischem Personal mit zwei studentischen Gruppen mit hohen bzw. niedrigen Ausprägungen psychopathischer Persönlichkeitszüge verglichen. Medizinisches Personal weist eine hohe Emotionsregulationskompetenz auf, daher wird in dieser Gruppe eine geringere neuronale Aktivität bei der Verarbeitung von Bildern mit physischen Schmerz erleidenden Personen erwartet, jedoch keine Unterschiede im prosozialen Verhalten. Psychopathische Persönlichkeitszüge stehen mit geringerer physiologischer Reaktivität nach negativen emotionalen Inhalten in Zusammenhang, was als Ursache für persistierendes aggressives Verhalten diskutiert wird. Daher erwarten wir in eine geringere neuronale Aktivität bei emotionalem und physischem Schmerz anderer in der hoch psychopathischen Gruppe im Vergleich zur gering psychopathischen Gruppe. Zudem wird weniger prosoziales und mehr antisoziales Verhalten erwartet. Die Ergebnisse dieses Projekts werden einen wichtigen Beitrag zum Wissen über den Einfluss der neuronalen Schmerzassoziierten Strukturen auf pro- und antisoziales Verhalten leisten. Wenn sich Zusammenhänge zwischen Schmerzbezogenen neuronalen Strukturen und prosozialem Verhalten zeigen lassen, kann erklärt werden, warum Menschen sich prosozial verhalten, sobald sie eine andere Person leiden sehen. Zudem werden sich Implikationen z.B. für die Behandlung von hoch psychopathischen Gewaltstraftätern ergeben, da für deren Empathie- und Emotionsregulationstrainings noch keine ausreichende empirische Rechtfertigung vorliegt.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA
Gastgeber
Professor Tor Wager, Ph.D.