Haben die gastroenterologische Facharztdichte und der siedlungsstrukturelle Kreistyp einen Einfluss auf die Versorgung von Patienten mit Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen? Eine Analyse anhand von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Forschungsfrage: Haben die Facharztdichte und der Kreistyp einen Einfluss auf die Versorgung von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in Deutschland? Hintergrund: Ein wichtiger Aspekt in der Gesundheitsversorgung von Patienten mit CED ist die Bereitstellung von Ressourcen, vor allem die regionale Verfügbarkeit von Fachärzten. Grundlagen einer optimalen Gesundheitsversorgung wurden im Zuge der Entwicklung der evidenzbasierten Versorgungspfade für CED in Deutschland entwickelt. Viele Studien haben einen positiven Zusammenhang zwischen Ärztedichte und Gesundheitsversorgung gefunden. Andere fanden keine Korrelation oder sogar negative Zusammenhänge. Die meisten Studien berücksichtigen jedoch nicht den Kreistyp, der unter anderem die Bevölkerungsdichte widerspiegelt. Es wird erwartet, dass sowohl die Facharztdichte und der Kreistyp einen Einfluss auf die Gesundheitsversorgung von Patienten mit Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) haben. Daten / Methode: Es werden GKV-Routinedaten einer großen deutschen gesetzlichen Krankenkasse (Techniker Krankenkasse) mit Daten zur Bevölkerung und zur Anzahl von Fachärzten kombiniert (2008-2011). Vier zentrale Aspekte werden untersucht, die aus den CED- Versorgungspfaden abgeleitet werden: Regelmäßige Facharztbesuche, medikamentöse Therapien, Überwachungskoloskopien und CED-bedingte Hospitalisierungen. Verschiedene logistische Regressionen einschließlich Interaktionseffekten werden durchgeführt, um die Auswirkungen der Facharztdichte und des Kreistyps auf der Gesundheitsversorgung zu untersuchen. Ergebnisse: Die finale Studienkohorte besteht aus 21.711 Personen, darunter 9.282 MC- und 12.489 CU-Patienten. Lediglich 21 % aller Patienten hatten regelmäßige Facharztbesuche, wobei die Wahrscheinlichkeit für Personen in städtischen Kreisen höher lag. 4% der Studienpopulation haben im Laufe des Studienzeitraums TNF-alpha-Inhibitoren verschrieben bekommen. Hierbei ergeben sich aber keine regionalen Unterschiede. Allerdings hatten Personen in städtischen Gebieten eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Dauertherapie mit Steroiden und Immunsuppressiva gemäß den Versorgungspfaden zu bekommen. Darüber hinaus wird die Wahrscheinlichkeit von CED-bedingten Krankenhausaufenthalten weder durch die Facharztdichte, noch durch den Kreistyp beeinflusst. Schlussfolgerungen: Dies ist die erste Studie, die die Auswirkungen der Facharztdichte und des Kreistyps auf die Gesundheitsversorgung von Patienten mit CED analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass es teilweise einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Gesundheitsversorgung in Übereinstimmung mit den CED-Pfaden gibt. Es ergeben sich jedoch keine eindeutigen Beweise für eine allgemeine Unterversorgung in ländlichen Gebieten. Schließlich können die Erkenntnisse dazu beitragen, die Anwendung und Änderung der CED-Pfade zu unterstützen.