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Determinanten für die Inanspruchnahme ambulanter Therapieangebote nach einem stationären Aufenthalt von Patienten mit psychotischen Störungen

Antragsteller Dr. Klaus Hesse
Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2012 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232349825
 
Psychotherapie bei psychotischen Störungen ist in der aktuellen S3-Leitlinie Schizophrenie mit der Empfehlungsstärke A empfohlen, in der Routineversorgung jedoch wird sie jedoch nur selten angewandt. Die Pharmakotherapie wird ebenfalls mit der höchsten Empfehlungsstärke A empfohlen und ist sehr viel weiter verbreitet, die Adhärenz ist im Behandlungsverlauf jedoch niedrig. Das Ziel dieser Untersuchung ist es aus Patientensicht Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme von therapeutischen Möglichkeiten zu finden. Stationäre Patienten mit psychotischen Störungen werden kurz vor Entlassung durch Interviews und Fragebögen befragt. Vier Wochen nach Entlassung wird telefonisch über den Stand der Inanspruchnahme und der Medikamentenadhärenz nachgefragt. Als theoretischer Rahmen dient das Health Behavior Model von Ronald Andersen, das prädisponierende Faktoren, ermöglichende Ressourcen und den Bedarf als zentrale Determinanten für die Inanspruchnahme sieht. In Studien zur Inanspruchnahme und Medikamentenadhärenz stellten sich einige Variablen als prognostische wertvoll heraus, die in dieser Untersuchung überprüft werden sollen: Die therapeutischen Beziehung, die Krankheitseinsicht, die Selbststigmatisierung, die Einstellung zu Psychotherapie, die Psychopathologie, das subjektive Wohlbefinden unter Neuroleptika, das Geschlecht, die Bildungsjahre und der Versichertenstatus. Nichtstandardisiert wird nach subjektiven Gründen im Falle einer Nicht-Inanspruchnahme oder einer geringen Medikamentenadhärenz gefragt. Im Telefoninterview werden die Patienten, die zunächst eine Psychotherapie in Anspruch nehmen wollten oder die Medikament weiter einnehmen wollten, dies aber nicht taten, nach Gründen gefragt, warum die intendierte Inanspruchnahme nicht erfolgte und die intendierte Medikamentenadhärenz nicht eingehalten wurde.Zur statistischen Analyse werden blockweise Regressionsanalysen durchgeführt, in der Mehrzahl logistische Regressionen, da die meisten abhängigen Variablen dichotom sind. Nach gängigen Faustregeln ist eine Fallzahl von 122 Patienten ausreichend um die sieben interessierenden Variablen und zwei statistisch zu kontrollierenden Variablen zu überprüfen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen zum einen dazu dienen Impulse für eine bessere Behandlung im stationären Rahmen und zur Überwindung der Schnittstellenproblematik von der stationären in die ambulante Behandlung zu gelangen. Zum anderen sollen sie aber auch als Einstieg in einen Dialog mit niedergelassenen Ärzten und Psychologen dienen. In einem Folgeantrag soll dann der Fokus auf den Gründe für die geringe Versorgungsquote mit Psychotherapie bei Patienten mit psychotischen Störungen bei niedergelassenen Ärzten und Psychologen liegen. Die Ergebnisse sind zu einem großen Teil auch auf andere Patientengruppen mit geringer intrinsischer Veränderungsmotivation und erhöhtem Aufwand in der ambulanten Versorgung übertragbar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Stefan Klingberg
 
 

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