Quellen von Emotionseffekten in der Sprach- und Gesichterverarbeitung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Erlernen von (neuen) Bedeutungen für zuvor unbekannte Reize ist eine der Kernfähigkeiten höherer Tiere. Dazu gehört auch, dass von Natur aus nicht relevante Reize durch emotionale und motivationale Kontexte eine erhöhte Relevanz erlangen, was in der Folge zu ihrer vorrangigen Verarbeitung führt. Frühere Forschungen deuten darauf hin, dass eine solche priorisierte Verarbeitung sowohl im Verhalten als auch in den zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen Ähnlichkeiten mit wirklich emotional oder motivational relevanten Reizen aufweist, wie z.B. Wörter mit emotionaler Bedeutung oder Gesichtsausdrücke von Emotionen. Zu den faszinierendsten Erkenntnissen der bisherigen neurophysiologischen Forschung gehört, dass die inhärente oder erworbene emotionale/motivationale Relevanz von Reizen bereits vor der vollständigen Aktivierung der Bedeutung wirksam wird. Eine prominente Erklärung für diese sehr frühen Effekte ist, dass diese Effekte auf assoziativen Lernmechanismen beruhen, d. h. auf der Übertragung von Relevanz auf einfachste sensorische Eigenschaften eines bestimmten Reizes. In diesem Projekt wollten wir mögliche Randbedingungen aufklären, die dem assoziativen Lernen von erhöhter Relevanz und seinen Folgen für die spätere Verarbeitung solcher Stimuli zugrunde liegen. Zu diesem Zweck setzten wir in unseren Studien ein etabliertes Paradigma für assoziatives Lernen ein, das die Verwendung völlig bedeutungsloser und arbiträrer Stimuli erlaubte, um eine mögliche Verzerrung durch vorherige individuelle Erfahrungen mit den Stimuli zu vermeiden. In den Studien dieses Projekts assoziierten wir konstruierte und bedeutungslose Buchstabenketten mit monetären Ergebnissen und nutzten ereigniskorrelierte Hirnpotentiale zusätzlich zu Verhaltensindikatoren des Lernens und Wiedererkennens, um bessere Einblicke in die Entstehung und die Folgen assoziativer Lernprozesse zu gewinnen. Die Befunde aus unseren Studien zeigen, dass es möglich ist, abstrakte Stimuli mit erhöhter Relevanz zu assoziieren, ohne dass diese eine volle semantische Bedeutung erlangen. Diese erlernten Relevanzen bleiben auch nach dem Lernen noch wirksam und beeinflussen unterschiedliche Verarbeitungsstufen während des Wiedererkennens.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
Role of low-level visual features of symbolic stimuli in associative learning. Conference of the European Society for Cognitive and Affective Neuroscience, Vienna, Austria
Grassi, F.; Semmelhack, E.A.; Ruge, J. & Schacht, A.
-
On the dynamics of gain and loss: Electrophysiological evidence from associative learning. Biological Psychology, 180(2023, 5), 108588.
Grassi, Francesco; Semmelhack, Esther A.; Ruge, Julia & Schacht, Anne
