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Behaviorale, psychopharmakologische und Geschlechtseffekte von Stress auf parochialen Altruismus

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234237886
 
Menschen kooperieren miteinander und akzeptieren Kosten, um anderen zu helfen. Allerdings hat selbstloses Verhalten nicht immer das Ziel, das Wohlergehen anderer Menschen zu verbessern, manchmal werden Kosten akzeptiert, um Anderen zu schaden. Kostspielige Kooperation mit Mitgliedern einer sozialen Identifikationsgruppe (ingroup) zusammen mit Aggression gegen Mitglieder einer anderen Gruppe (outgroup) wird als Parochialer Altruismus bezeichnet. In einer ersten Förderrunde der DFG haben wir den Einfluss von Stress auf soziales Diskontieren, d.h., dem Abfall von Generosität über soziale Distanz, untersucht. Wir konnten zeigen, dass Stress Generosität erhöht, allerdings nur gegenüber sozial nahestehenden Personen (Verwandte, Freunde, andere Ingroup-Mitglieder), aber nicht gegenüber sozial entfernten Personen (Nachbarn, Fremde, andere Outgroup-Mitglieder). Entgegen unserer Erwartung legen korrelative Daten aus unserer ersten Studie und psychopharmakologische Evidenz aus der zweiten Studie nahe, dass die noradrenerge (NA) Komponente der endokrinen Stressantwort negativ mit Generosität korrelierte: je höher die NA-Antwort, desto eigennütziger waren unsere Probanden. Wir vermuten daher, dass erhöhte Generosität nur eine Seite der Stress-Medaille ist. Inspiriert durch zahlreiche interdisziplinären Studien zu Stress und Gewalt nehmen wir an, dass Stress-relatierte Generosität gleichzeitig mit erhöhtem Eigennutz, ggf. sogar erhöhter Aggression gegen die Outgroup einhergehen kann. Darüber hinaus wurde traditionell angenommen, dass Stresseffekte auf Generosität versus Aggression geschlechtsspezifisch sind, aber die Datenlage ist sehr unklar. In diesem Fortsetzungsantrag beantragen wir Förderung zur Durchführung von Studien, um die behavioralen, neuroendokrinen und geschlechtsabhängigen Effekte von Stress auf Parochialismus zu untersuchen. Wir werden eine natürliche Ingroup-Outgroup-Struktur instrumentalisieren, um Zwischengruppen-Rivalität realistisch zu untersuchen. Dazu werden wir Rivalitäten zwischen politischen Wählergruppen testen, um die Effekte von psychosozialem Stress, oder der pharmakologischen Imitation der hormonalen Antwort auf Stress (Cortisol und Noradrenalin) auf Parochialismus zu untersuchen. Mittels spezieller Verhaltenstests werden wir prüfen, 1) ob es Geschlechtsunterschiede in Parochialismus im Allgemeinen (ohne Stress) gibt, 2) ob psychosozialer Stress Ingroup-Kooperation und Outgroup-Hass verstärkt, und 3) ob die Stress-Effekte auf Parochialismus geschlechtsabhängig sind. Wir erwarten darüber hinaus, dass pharmakologische Verstärkung noradrenerger Aktivität, aber nicht notwendigerweise Cortisol-Aktivität, die Stress-Effekte auf Parochialismus imitiert. Die hier vorgestellten Studien werden neben dem besseren Verständnis der Effekte von Stress auf Sozialverhalten dazu beitragen, Einsichten in die fördernden und aufrechterhaltenden Faktoren von Gruppenkonflikten, Kriegen und antisozialem Verhalten zu erhalten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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