Project Details
Projekt Print View

The formation of public opinion toward European integration: political rhetoric, party competition, and individual dispositions.

Subject Area Political Science
Term from 2013 to 2017
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 234275259
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Meinung zur europäischen Integration zu erforschen. Es hat untersucht, wie die politischen Rechtfertigungen, die Politiker für ihre europapolitischen Positionen verwenden, die Einstellungen der Bürger und Bürgerinnen zu Europa beeinflussen. In politischen Rechtfertigungen verteidigen politische Akteure zum Beispiel integrationsfreundliche Positionen, indem sie wünschenswerte Konsequenzen europäischer Integration betonen. Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Rhetorik von Politiker/innen und der öffentlichen Meinung zu Europa habe ich im Rahmen des Projektes Experimente in meinem Labor an der HU Berlin durchgeführt. In diesen Experimenten wurde der Inhalt der politischen Rechtfertigungen von Politikern manipuliert, um herauszufinden, ob und wie genau sich Menschen von verschiedenen Aussagen zu Europa beeinflussen lassen. Darüber hinaus habe ich durch eine quantitative Textanalyse politischer Reden Informationen gesammelt über die von europäischen Politiker/innen in den wichtigsten Debatten des europäischen Integrationsprozesses tatsächlich verwendeten Rechtfertigungen. Zum Abschluss habe ich ein Umfrageexperiment mit einer großen und repräsentativen Stichprobe der deutschen Wahlbevölkerung durchgeführt, um die Verallgemeinerbarkeit der zuvor im Labor erzielten Ergebnisse zu stärken. Bei der Gestaltung des Umfrageexperiments wurden auch die aus der Textanalyse gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt, zum Beispiel indem ich die Teilnehmer/innen des Umfrageexperiments gefragt habe, wie zutreffend, überzeugend und verständlich sie die verschiedenen Rechtfertigungen für Europa fanden, die sich in der Textanalyse als besonders weit verbreitet herausgestellt haben. Als besonders überraschend haben sich im Verlaufe des Projektes insbesondere drei Ergebnisse herausgestellt: 1) qualitativ minderwertige Rechtfertigungen frustrieren die Bürger/innen und verursachen demokratiefeindliche Einstellungen; 2) es gibt zahlreiche Rechtfertigungen für europäische Integration, die von den Bürger/innen als hochwertig und zutreffend beurteilt werden, aber Politiker/innen benutzen sie sehr selten: fast zwei Drittel der von Politiker/innen tatsächlich verwendeten Rechtfertigungen werden von den Bürger/innen als qualitativ minderwertig und nicht zutreffend eingeschätzt; 3) die Bürger/innen besitzen im allgemeinen eine ausreichende Fähigkeit, verschiedene Positionen und Rechtfertigungen für Europa effizient zu verarbeiten und in ihre Meinungsbildung einfließen zu lassen; es gibt keine Anzeichen dafür, dass Bürger/innen von europapolitischen Debatten überfordert werden. Aus dem Projekt ergeben sich konkrete Anwendungsperspektiven. Das Projekt versetzt politische Akteure in die Lage, effektivere Strategien zur Rechtfertigung europäischer Integration zu verwenden und es sollte sie motivieren, stärker als bisher über ihre Rechfertigungsstrategien nachzudenken und dabei Bürgerinnen und Bürger produktiv in den kommunikativen Prozess zur Weiterentwicklung europäischer Integration einzubinden. Aus dem Projekt ergibt sich zudem ein vielfältiges Potenzial für weiterführende Folgeuntersuchungen. Einige solcher Untersuchungen zu den Ursachen und Konsequenzen von politischen Rechtfertigungen in unterschiedlichen Politikfeldern führe ich derzeit im Rahmen verschiedener Kooperationsprojekte bereits durch, unter anderem mit Wissenschaftler/innen an der Princeton University, der Universität Göteborg, dem European University Institute in Florenz, der City University of New York, dem WZB in Berlin und der FU Berlin.

Publications

 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung