Kritische Edition des mittelbretonischen Buhez Sante Barba 'Leben der heiligen Barba'
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das mittelalterliche bretonische Theaterstück über die heilige Barbara "An buhez sante Barba" existiert in drei bzw. vier Druckversionen. Die älteste Version wird auf das Jahr 1557 datiert, die jüngste stammt aus dem Jahr 1647. Eine weitere Version wurde im Jahr 1608 gedruckt, von dieser sind zwei Exemplare erhalten. Inhaltlich gleichen sich die Versionen weitestgehend. Die Existenz eines Theaterstücks über die europaweit bekannte und beliebte heilige Barbara in bretonischer Sprache ist ein illustres Beispiel dafür, dass die Bretagne kulturelle im regen Austausch mit Europa stand. Während allerdings vor allem aus dem französischen Sprachraum eine Vielzahl von Heiligenstücken, sogenannten Mysterienspielen, erhalten ist, sind in bretonischer Sprache nur vier Stücke bekannt. Aufgrund des Vergleichs mit französischen Mysterienspielen und der Arbeiten von Graham Runnalls und Emile Ernault ergab sich, dass das bretonische Leben der heiligen Barbara in drei Teile unterteilt war. Die letzten beiden Teile konnten an einem einzigen Tag, vormittags und nachmittags, aufgeführt worden sein, woraus sich ein zweitägiges Stück ergabe, oder alle Teile wurden an separaten Tagen aufgeführt, woraus sich ein dreitägiges Stück ergabe. In dieser Beziehung ähnelt das bretonische Stück dem jüngeren französischen Stück, denn auch dieses besteht aus einem kurzen ersten Teil/Tag und einem deutlich längeren zweiten Teil/Tag. Das bretonische Stück weist zwar merkliche Verbindungen zu mehreren anderen Versionen der Legende der heiligen Barbara sowie möglichen französischen Vorbildern auf, es handelt sich aber keinesfalls um eine bloße Übersetzung eines der Vorlagentexte. Vielmehr ist das Stück eine durchaus kreative Bearbeitung des weit verbreiteten Barbarastoffs, der unter Einbeziehung verschiedener hagiographischer und dramaturgischer Quellen zu einem individuellen und erkennbar bretonisch geprägten Kunstwerk geformt wurde. Die linguistischen und kulturgeschichtlichen Ergebnisse sind insofern relevant, als gezeigt werden konnte, dass das Bretonische als Sprache typologisch und sprachhistorisch doch von hohem Interesse ist und die Bretagne literarisch klar in die gesamteuropäische Kultur eigebettet, aber doch sehr kreativ und selbstständig ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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The Middle Breton Life of Barbara. Text, translation and commentary (Arbeitsversion)
Paul Widmer und Sonja Schnabel
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(2014). „On the relationship of the 1608 impression of Buhez Sante Barba to the impressions of 1557 and 1647“. In: Hor Yezh 278, S. 3–15
Ricarda Scherschel
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(2016). Mittelbretonisches Wörterbuch
Paul Widmer, Patrick Zecher, Raphael Sackmann und Jürgen Lorenz
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(2016). „Adapting verse and language in Middle Breton metrical texts“. In: Adapting texts and styles in a Celtic context. Hrsg. von Axel Harlos und Neele Harlos. Münster: Nodus, S. 229–236
Paul Widmer
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(2016). „The language of Saint Barbara“. In: Adapting texts and styles in a Celtic context. Hrsg. von Axel Harlos und Neele Harlos. Münster: Nodus, S. 237–244
Sonja Schnabel
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(2017). „Cases, paradigms, affixes and indexes. Selecting grammatical relations in Middle Breton“. In: Referential properties and their impact on the syntax of Insular Celtic languages. Hrsg. von Erich Poppe, Karin Stüber und Paul Widmer. Münster: Nodus, S. 217–246
Paul Widmer
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(2018). „Aðalhending, cynghanedd und kenganez. Kultur- und Sprachkontakt im Insularen Raum“. In: Language and meter. Hrsg. von Dieter Gunkel und Olav Hackstein. Leiden: Brill, S. 380–406
Paul Widmer
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(2018). „The Breton “An Buhez Sante Barba – The Life of Saint Barbara” and its Contemporaries. A Comparative Study“. Dissertation, Universität Marburg
Sonja Schnabel