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Anti-thyroidale Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln

Antragstellerin Dr. Claudia Lorenz
Fachliche Zuordnung Endokrinologie, Diabetologie, Metabolismus
Biochemie und Physiologie der Tiere
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235011938
 
Seit einiger Zeit sind Arzneimittel in den Fokus der Ökotoxikologie gerückt, wobei besonders der klassischen Verhütungspille (Anti-Baby-Pille) mit ihrem östrogenen Wirkstoff Ethinylestradiol große Aufmerksamkeit zuteil wurde. Im Gegensatz dazu fand die Substanzklasse der synthetischen Gestagene lange Zeit keine Beachtung, obwohl diese Stoffgruppe ebenfalls in der Anti-Baby-Pille enthalten, sowie der Hauptwirkstoff der so genannten Minipille und des Verhütungsstäbchens ist.Levonorgestrel (LNG) ist solch ein synthetisches Gestagen, das häufig in hormonellen Kontrazeptiva Anwendung findet. Aufgrund seiner Detektierbarkeit in anthropogen beeinflussten Oberflächengewässern und der daraus resultierenden Exposition von aquatischen Organismen ergibt sich für LNG eine ökotoxikologische Relevanz. Bisher existieren jedoch nur sehr wenige Studien über physiologische Effekte von LNG auf aquatische Organismen und die wenigen vorhandenen Daten beziehen sich ausschließlich auf LNG-verursachte Effekte auf das Reproduktionssystem.Im Rahmen der Dissertation der Antragstellerin wurde kürzlich eine bisher nicht bekannte Wirkung des hormonellen Verhütungsmittels Levonorgestrel (LNG) auf das amphibische Schilddrüsensystem festgestellt. Die zugrunde liegenden Wirkmechanismen konnten bisher jedoch nur ansatzweise geklärt werden, jedoch wurden bereits drei unabhängige Wirkmechanismen identifiziert, bzw. vermutet . Hervorzuheben ist dabei die durch ex vivo Studien nachgewiesene direkte Wirkung von LNG auf Genexpressionsmuster in der Schilddrüse.Ziel des beantragten Projektes ist es, weitere Wirkmechanismen zu identifizieren. Weiterhin soll geklärt werden, ob die für LNG gefundenen Effekte auch von anderen synthetischen Gestagenen verursacht werden, die als hormonelle Kontrazeptiva verwendet werden. Als dritter Punkt soll der Frage nachgegangen werden, ob die Resultate aus dem Amphibien-Metamorphose-Test auch für Mammalier relevant sind. Bisher gelten synthetische Gestagene hinsichtlich ihrer (Neben)Wirkung auf das humane Schilddrüsensystem als unbedenklich. Jedoch resultiert diese Bewertung aus der Analyse von nur wenigen, möglicherweise unzureichenden, Standardparametern. Die pharmazeutischen LNG-Plasma-Level in hormonell verhütenden Frauen liegen im Bereich der im Amphibientest wirksamen Konzentrationen und höher. Die Kenntnis einer Gestagen-Wirkung auf das Säuger-Schilddrüsensystem wäre daher von essentieller Bedeutung, da Schilddrüsenhormone für verschiedenste Körperfunktionen unerlässlich sind. Darüber hinaus werden synthetische Gestagene derzeit als geeignete Verhütungsmittel während der Stillzeit empfohlen, obwohl ein Übertritt des Pharmazeutikums in den Säugling bereits mehrfach nachgewiesen wurde.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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