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Grundlagen spieltheoretischer Lösungskonzepte

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235263282
 
Sowohl entscheidungs- als auch spieltheoretische Grundannahmen der Rational-Choice Theorie sind in den letzten Jahren vor allem aufgrund experimenteller Forschung in die Kritik geraten. Zugleich schält sich angesichts einer offenbaren Konvergenz von neuen soziologischen Handlungstheorien, sozialpsychologischen Dual-Process Theorien und ökonomischen Theorien begrenzter Rationalität eine Art neuer Synthese in der interdisziplinären Handlungstheorie heraus, die, sofern ausreichend expliziert und formalisiert, eines Tages als Alternative zur Standardtheorie fungieren könnte. Die Kernidee dieser Alternative besteht darin, rationales und dabei insbesondere zweckrationales Handeln als eine unter anderen Entscheidungsprozeduren zu verstehen und von stärker automatisierten Mechanismen des Entscheidens abzugrenzen. Dabei werden explizit auch Hypothesen dahingehend formuliert, unter welchen Bedingungen eher instinktives anstatt kontemplatives, automatisch-spontanes anstatt reflexiv-kalkulierendes bzw. System-1- anstatt System-2-Handeln auftritt. Diese alternative Theorie liegt bereits als rudimentäre Entscheidungstheorie vor; ihre Ausweitung auf strategische Interaktion, d.h. eine Antwort auf die Frage, wie eine neue Spieltheorie auf ihrer Grundlage aussehen könnte, steht jedoch noch aus.In diesem Forschungsprojekt sollen zwei zentrale Kernideen dieser neuen Synthese im Kontext strategischer Interaktion untersucht werden. Zum einen soll das Herzstück des Synthese, d.h. das Hypothesengeflecht zur Frage nach den situativen Bedingungen, unter denen es entweder zum automatisch-spontanen oder zum reflexiv-kalkulierenden Entscheiden kommt, wie sie etwa in der neuen soziologischen Handlungstheorie in Form der sogenannten Modus-Selektion bei Esser und Kroneberg klar formuliert wurden, in strategischen Interaktionen getestet werden. Eine zweite Experimentalserie wird sich auf eine weitere Kernidee der neuen Synthese richten, die bisher noch keinen Niederschlag in den neuen soziologischen Handlungstheorien gefunden hat. Dies ist die Vorstellung, dass System-2-artiges, reflexives Denken sich eine Art energetischen Pool mit anderen höheren kognitiven Leistungen teilt. Konkret werden wir experimentell überprüfen, ob und inwieweit die Performanz in strategischer Interaktion von klassisch sozialpsychologischen Techniken zur Manipulation dieses Pools (in etwa: Das Merken von Zahlenfolgen während der Entscheidung; eine die Selbstkontrolle ermüdende Tätigkeit ausführen; etc.) beeinflusst wird. Das hier skizzierte Forschungsvorhaben trägt zum interdisziplinären Verständnis menschlichen Handelns insofern bei, als dass diese beiden essentiellen Grundideen der neuen Synthese noch nie systematisch im Kontext strategischer Interaktion getestet wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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