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Die Verberuflichung europäischen Lobbyings. Bedingungen, Formen und Folgen der Genese professioneller Interessenvertretung in der Europäischen Union
Antragsteller
Professor Dr. Christian Lahusen
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235953613
Lobbying ist ein Teil der politischen Realität der Europäischen Union und beschäftigt Wissenschaft wie Öffentlichkeit seit Jahren. Ein gesamteuropäisches Feld gesellschaftlicher Interessengruppen wird als unabdingbares Element eines zusammenwachsenden Europas und einer funktionsfähigen politischen Union gesehen, wenngleich es Risiken mangelnder Transparenz und Kontrollfähigkeit gibt. Während wir über Organisationen und Organisationsformen bereits viel wissen, möchte sich das vorliegende Projekt dem Personal, d.h. den Lobbyisten selbst, zuwenden.Das Vorhaben möchte auf diese Weise nicht nur eine empirische Forschungslücke schließen; vielmehr wird argumentiert, dass die bisherige Forschung durch den ausschließlichen Fokus auf Organisationen grundlegende Erkenntnisse unerschlossen ließ. Das vorliegende Vorhaben nutzt nun die neuere Professionssoziologie als einen theoretischen Bezugsrahmen, der die Frage nach der Genese des europäischen Lobbyings neu zu konzipieren und zu beantworten erlaubt. So wird angenommen, dass die Pluralisierung und Zerfaserung der politischen Interessenvertretung, die auf der Organisationsebene beobachtet wurde, durch eine Integration, Schließung und interne Differenzierung des europäischen Lobbyings auf der Ebene des Personals ergänzt, zum Teil kompensiert wird. Damit folgt der Antrag der soziologischen These, dass Professionen bzw. Professionalisierungsprozesse stark strukturierende und homogenisierende Effekte auf Organisationsfelder ausüben.Der professionssoziologische Bezugsrahmen wird grundlagentheoretische Erkenntnisse in dreierlei Hinsicht eröffnen. Erstens erlaubt er es, die Integration, Schließung und Differenzierung des Handlungsfeldes des europäischen Lobbyings als Teil von Verberuflichungs- und Professionalisierungsprozessen zu entschlüsseln. Zweitens ermöglicht er es, die Faktoren und Bedingungen einer Professionalisierung des europäischen Handlungsfeldes zu benennen und in ihrem erklärenden Gehalt zu überprüfen. Und drittens legt er den Blick für die sich hieraus speisenden Probleme, insb. die Folgen einer Schließung und Differenzierung des Berufsfeldes für die ungleiche Verteilung der Chancen gesellschaftliche Interessen zu vertreten, frei. Die diesbezüglichen Forschungsarbeiten werden aus drei Arbeitsphasen bestehen: einer Analyse des Professionalisierungskontextes, einer qualitativ-explorativen Untersuchung von Berufstypen und Professionalisierungsprojekten sowie einer quantitativ-repräsentativen Umfrage unter Lobbyisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen