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Historische und kulturelle Transformation einer Bildungsinstitution. Die Arbeiterfakultäten in Vietnam, Kuba und Mosambik. Globalisierung einer Bildungsidee.

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236183563
 
Der Antrag auf Weiterförderung ergibt sich zum einen daraus, dass über den ursprünglichen Projektantrag hinausreichende Ergebnisse gefunden werden konnten und zum anderen aus Schwierigkeiten beim Archivzugang sowie aus der notwendigen Analyse zusätzlich identifizierter Bestände. Letzteres betrifft vor allem den Fall Vietnam, wo ohne diese Quellen wichtige Thesen der Arbeit nicht fundiert weiter verfolgt werden können. Weiterreichendes Ergebnis des bisherigen Projektes ist die Erkenntnis, dass die Transferprozesse der Arbeiterfakultäten (AF) sehr viel komplexer waren als ursprünglich angenommen. So spielen als lending countries nicht nur die DDR und die Sowjetunion eine Rolle, sondern genauso die Volksrepublik China. Aufgrund der Komplexität und vielfältiger Veränderungen des chinesischen AF-Systems reicht, anders als angenommen, für die Rekonstruktion dessen die Analyse der englischsprachigen Literatur nicht aus, sondern ist die systematische Analyse der bereits recherchierten umfangreichen chinesischsprachigen Literatur erforderlich. Außerdem wurde deutlich, dass für die internationale Ausbreitung der AF nicht nur die Transferprozesse zwischen den sozialistischen europäischen Ländern und den Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika von Bedeutung sind, sondern auch Süd-Süd-Kooperationen eine Rolle spielten (Kuba nach Nikaragua, Mosambik; Vietnam nach Laos, Kambodscha). Süd-Süd-Kooperationen erwiesen sich für die Einschätzung des Gesamtgegenstandes von großer Wichtigkeit und sollen exemplarisch am Fall des Transfers der AF von Kuba nach Nicaragua untersucht werden. Die Ergebnisse des Projektes sollen theoretisch in den Globalisierungsdiskurs anschlussfähig gemacht werden. Im bisherigen Projekt wird der Befund formuliert, dass das Modell der sowjetischen Rabfak (rabocij fakultet, Arbeiterfakultät) für die untersuchten Länder lediglich als ein mögliches Angebot zur Verfügung stand auf das die jeweiligen Länder dann zurückgriffen, wenn es als Lösungsstrategie für eine lokale Problemlage überzeugte. Trotz dieser starken lokalen Beharrungskräfte kann der Prozess der weltweiten Ausbreitung der AF als eine spezifische Form einer sowjetischen (Boden 2013; Sanchez-Sibony 2014) oder sozialistischen Globalisierung (Aust 2013) verstanden werden. Für die Schärfung dieser These sollen weitere Länder in den Vergleich einbezogen werden. Dafür wurde bereits zusätzlich die AF in Nordkorea untersucht. Die AF in Afghanistan, Jemen sowie Äthiopien und Angola als Kontrastfälle eines nicht vollständig vollzogenen Transfers sollen auf Basis der Recherchen im Bundesarchiv und im Politischen Archiv einbezogen werden. Die umfassende Untersuchung der globalen Verbreitung der AF sowie die theoretische Anbindung an Globalisierungsdiskurse zielen darauf ab, exemplarisch am Bildungstransfer der AF einen theoretischen Ansatz zur Erfassung der Sozialistischen Globalisierung im Bildungsbereich zu entwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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