Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Ästhetik der Meisterung: der amerikanische Naturalismus und die kulturellen Grundlagen der Bürokratie

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236329866
 
Die kulturelle Wahrnehmung von bürokratischen Institutionen ist im vergangenen Jahrhundert radikalen Veränderungen unterlegen. Ursprünglich gepriesen als das Allheilmittel für die sozialen Ungerech-tigkeiten eines um sich greifenden Industriekapitalismus, haftet der Bürokratie unlängst der Ruf einer fortschreitenden Gesellschaftskrankheit an. Zum Ende des 20. Jahrhunderts wandte sich die Ma-nagementliteratur entschieden gegen hierarchisierte Organisations- und Verwaltungsstrukturen die ihren Ursprung im Fordismus hatten und legten ein größeres Augenmerk auf Flexibilität und mehr Arbeiterselbstverwaltung. Wo einst Emotionen am Arbeitsplatz als Leistungshindernisse angesehen wurden, werden diese in neueren Managementpraktiken als Schlüssel zur Produktivitätssteigerung wahrgenommen. Obwohl dieser Wandel auf den ersten Blick weniger stringente Formen der sozialen Kontrolle mit sich bringt, erzeugt er neue Formen der Disziplinierung im Sinne von Selbst-Überwachung und der Instrumentalisierung von Emotionen am Arbeitsplatz. Jener Wandel korreliert mit neoliberalen Praktiken der Deregulierung und einer die Gesellschaft zunehmend durchdringenden Kommerzialisierung. Mein Projekt beabsichtigt diese Entwicklung zu durchleuchten indem es sich den kulturellen Grundla-gen der Bürokratie in den Vereinigten Staaten zuwendet. Ich untersuche dabei die literarischen Vertre-ter des amerikanischen Naturalismus, welche auf die wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten des anfängli-chen 20. Jahrhunderts reagierten und neue Wege erschlossen um diese Krise zu meistern. Meine Prämisse ist, dass diese Bestrebungen letztendlich in einer kulturellen Neuausrichtung mündeten, welche den bürokratischen Ethos der Progressive Era begründeten. Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf der Verwendung von wissenschaftlichen Diskursen und erzähltechnischen Strategien der sozialen Kontrolle liegen. Allerdings wurde die naturalistische Darstellung eines von zügellosen psychobiologi-schen Prozessen beherrschten Selbst zu einem Problem, speziell wenn es um die Erreichung einer rationalen Verwaltung der Gesellschaft ging. Wenn also rationalistische Strömungen der naturalisti-schen Literatur für die kulturelle Legitimität von frühzeitigen bürokratischen Kontrollmechanismen sorgten, dann könnte die gleichzeitige Darstellung von unkontrollierbaren Instinkten und Emotionen als ein Grund für die emotionale Neuausrichtung der späteren Managementliteratur gelten. Demzufolge betreibt mein Projekt eine Relokalisierung der kulturellen Grundlagen post-fordistischer Wandlungen im Bürokratiekonzept von seinen bisher angenommen Wurzeln in der kulturellen Gegenbewegung der 1960er Jahre hin zu seiner ersten kulturellen Erscheinung bei Autoren wie Stephen Crane, Frank Norris, Jack London und Theodore Dreiser. Es erschließt so eine neue Perspektive auf den amerika-nischen Naturalismus während es ebenso eine Neueinschätzung des Verhältnisses zwischen der Literatur und der Organisationskultur des 20. Jahrhunderts liefert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung