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Vom phantasma zum intellectus. Die philosophische Neubearbeitung peripatetischer Erkenntnistheorie im De anima-Kommentar Alberts des Großen.

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237382581
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Innerhalb dieses Forschungsprojektes wurde eine Monografie zur Erkenntnislehre des Albertus Magnus erarbeitet, die sich vornehmlich mit dessen Kommentar zu der grundlegenden Abhandlung des Aristoteles „Über die Seele“ (De anima) befasst. Die Auseinandersetzung mit Kommentar und ergänzenden Schriften will es nicht bei einer intelligent gerafften Nacherzählung des Textes belassen. Sie verfolgt das Ziel, Alberts Philosophie von der internen Problemgenese her zu analysieren. Im Zentrum seiner Erkenntnislehre steht die eigenständig ausgearbeitete Lehre von Abstraktionsniveaus, die in der kontinuierlichen Vervollkommnung von Erkenntnisformen (species/intentiones) ausgebildet werden. Dies reicht über die äußeren und inneren Seelenvermögen bis zum Denken im Intellekt. Dazu ist die personhaft individuierte Erkenntnis des Einzelnen mit der universalisierten Erkenntnis im Bereich des intellektuellen Wissens zusammenzubringen. Zu diesem Zweck entwickelt Albert, beginnend mit der Seelenlehre (1 ./2. Entelechie), über die Erkenntnislehre (Sinne mit sensitiver und rationaler Befähigung) bis zur Intellektlehre (aktiver und möglicher Intellekt) das Konzept einer sich durchhaltenden Parallelstruktur, die sich im Rahmen der aristotelischen Seelen- und Erkenntnislehre bewegt, aber zugleich semiplatonische Selbstbewusstseinsmuster für die rationale Seite des Erkennens integriert. Dazu muss er den Intellektbegriff aus De anima mit dem aus Aristoteles’ Metaphysica verknüpfen. Für Albert ist der aktive Intellekt (nous poietikos/intellectus agens) im Menschen angesiedelt. Er bildet kein Metabewusstsein, das ausgehend vom göttlichen Intellekt in die Seele eingestiftet wird. Aktion und Reaktion der Sinnesorgane und Sinnesvermögen vermittelt ein pneuma. Während Albert in der Wahrnehmungslehre sich noch eng an Aristoteles’ De anima hält, ergänzt er seine systematisch angelegte Beschreibung der inneren Sinnesvermögen (Gemeinsinn bis Gedächtnis) vornehmlich aus dem Werk des Avicenna, während er in der Intellektlehre ein Modell adaptiert, das wesentlich auf den späten Averroes (über zwei Erkenntnissubjekte verbinden sich Vorstellung und möglicher Intellekt) zurückgeht, den er mit Ideen aus Alfarabi und Avicenna auch korrigiert. Albert legt seine Erkenntnislehre so an, dass dem universal gebildeten Gelehrten die kontemplative Glückseligkeit in dieser Welt erreichbar wird - was in der Zeit ungewohnt ist. Sein Bildungsoptimismus trägt elitäre Züge. Konzeptionell unterläuft Albert die traditionelle Seelen- und Erkenntnislehre des Augustinismus, den er nicht frontal angreift, sondern auf philosophischer Ebene konzeptionell als bewusster Neuerer zu überholen trachtet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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