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Frühe missionarische und koloniale Perspektiven auf die indigenen Kulturen und Sprachen an der westlichen Cape-York-Halbinsel, Australien, und die Dokumentation des Kulturwandels in dieser Region anhand archivalischer, ethnografischer und fotografischer Zeugnisse

Antragstellerin Dr. Corinna Erckenbrecht
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237696473
 
Erste dauerhafte Kulturkontakte mit indigenen Kulturen bei zeitgleicher schriftlicher wie fotografischer Dokumentation zusammen mit dem Sammeln ethnografischer Objekte gehören zu den interessantes-ten und rarsten Zeugnissen in der Ethnologie. Im Falle Nordaustraliens (Cape-York-Halbinsel, Nord-Queensland) entstanden diese durch koloniale Maßnahmen, vor allem aber durch deutsche protestan-tische Missionstätigkeit der Herrnhuter an der Wende und zum Beginn des 20. Jahrhunderts in gezielt ausgewählten kontaktfernen Regionen.In den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen sowie im Archiv der Evangelischen Brü-der-Unität in Herrnhut sind die Zeugnisse dieses frühen systematischen Kulturkontakts in drei ver-schiedenen, bislang noch nie bearbeiteten Quellengattungen erhalten geblieben: Neben umfangreichen (deutschsprachigen) Archivalien und einer Ethnographikasammlung gibt es eine wertvolle Sammlung historischer Fotografien, die als Papierabzüge, kolorierte Glasplattendias sowie Glasplattennegative erhalten geblieben sind. Alle drei Quellenarten zusammen bieten einmalige, sich wechselseitig ergänzende Einblicke in die frühe deutsch-indigene Kontaktgeschichte und die Perspektiven, aus denen die Missionare die indigenen Gruppen über nahezu drei Jahrzehnte vor Ort betrachteten. In einem innovativen, quellengattungsübergreifenden Ansatz sollen die drei Quellenarten in intensiver Forschungstätigkeit erstmals bearbeitet und in Bezug zueinander ausgewertet werden.Den ethnologischen, kolonialen, fotohistorischen und missionsgeschichtlichen Kontext bilden die spezifischen indigenen Kulturen und Sprachen an der westlichen Cape-York-Halbinsel Nord-Queenslands, ihre Erforschungsgeschichte, die charakteristische materielle Kultur, der koloniale wie kongregationsspezifische Ansatz der Herrnhuter sowie die Geschichte der historischen Fotografie, speziell der missionarischen Fotografie im kolonialen Kontext.Die Ziele der Forschung beinhalten die quellenkritische Bearbeitung und Auswertung der kolonialen und missionarischen Perspektiven auf die lokalen indigenen Kulturen und Sprachen anhand verschie-dener, aufeinander aufbauender Leitgedanken. Die Positionsbestimmung der kolonialen, vor allem aber der missionarischen Akteure aufgrund ihres Auftrags und Missionsanliegens, ihre Rezeptions- und Deutungsmuster hinsichtlich der lokalen Kulturen sowie die prinzipiellen Möglichkeiten und Gren-zen des Verstehens werden zusammen mit der Frage nach Form und Inhalten der Darstellung, der Präsentation und Widerspiegelung in schriftlichen Quellen, Fotografien und Sammlungsstrategien untersucht. Durch die erstmalige gemeinsame Aufarbeitung und Publikation der in Deutschland befindlichen Quel-len aus einem sehr frühen Untersuchungszeitraum kann eine wichtige Forschungslücke geschlossen, bislang unbekanntes Material der deutschen wie australischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht und der wissenschaftliche Diskurs mit substanziellen Beiträgen bereichert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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