Detailseite
Projekt Druckansicht

Die automatische Benevolenzregulation: Ein Mechanismus des dyadischen Copings

Antragsteller Dr. Nicolas Koranyi
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237749325
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zusammengefasst deuten die Ergebnisse des Forschungsprojektes darauf hin, dass bei einer Fokussierung auf die mit Stress einhergehenden emotionalen Belastungen eines Partners es zu einer impliziten Präferenzsteigerung für kommunale Ziele kommt. Dieser Mechanismus scheint bei hoher Beziehungszufriedenheit besonders stark ausgeprägt zu sein und tatsächlich mit der Bereitschaft zur Ausführung von Unterstützungshandlungen in Zusammenhang zu stehen. Interessanterweise deuten die Ergebnisse der ersten beiden Studien darauf hin, dass es bei einer Fokussierung auf die eher situativen Aspekte der stressauslösenden Situation zu einer impliziten Präferenzsteigerung für agentische Ziele kommt. Post-hoc entwickelten wir hierzu die Hypothese, dass die Hochregulation einer agentischen Handlungsorientierung im Falle eines gestressten Partners die Neigung zu einer problemorientierten Bewältigung widerspiegelt, welche insbesondere bei Fokussierung auf die situationsbezogenen Aspekte der Stresssituation aktiviert wird. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes erweitern den Kenntnisstand zur dyadischen Stressbewältigung in wesentlichen Punkten. Mehrfach wurde bereits gezeigt, dass die Qualität und Stabilität von Paarbeziehungen durch paarexterne Stressoren maßgeblich negativ beeinflusst werden kann. Die Forschung zum Thema Stress und Coping in Partnerschaften hat sich deshalb intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Stressbewältigungsversuche (Copingstrategien) es Paaren ermöglichen, trotz alltäglicher Belastungen eine hohe Beziehungsqualität aufrechtzuerhalten. Der Ansatz des dyadischen Copings von Bodenmann (Bodenmann, 1995, 2005) fokussiert hierbei auf die koordinierten Copingsstrategien beider Partner, z.B. auf gegenseitige Unterstützung- und Entlastungshandlungen (supportives dyadisches Coping). Während in früherer Forschung insbesondere intentionale bzw. strategische Prozesse des dyadischen Copings betrachtet wurden, zeigen die Ergebnisse des Forschungsprojektes, das dyadische Stressbewältigungsversuche auch durch automatische kognitiv-affektive Regulationsmechanismen unterstützt werden. Zumindest bei Paaren mit hoher Beziehungszufriedenheit führt die Wahrnehmung emotionaler Belastungen des Partners zu einer gesteigerten impliziten Präferenz für kommunale Ziele, welche wiederum mit einer höheren Bereitschaft zur Ausführung von Unterstützungshandlungen einhergeht. Aus dem Forschungsprojekt ergeben sich mehrere Anschlussfragen. In den bisher durchgeführten Studien wurden ausschließlich die regulativen Mechanismen innerhalb der Individuen betrachtet, deren Partner gestresst sind. Zukünftige Forschung könnte auf einer dyadischen Ebene die Effektivität der stressbezogenen impliziten Regulationsmechanik untersuchen. Unterstützungsverhalten ist nach aktueller Forschung dann besonders effektiv, wenn die unterstützende Person die Ausführung der Entlastungshandlungen als internal motiviert wahrnimmt. In Übereinstimmung mit diesem Befund lässt sich die Hypothese aufstellen, dass sich die negative Wirkung von paarexternem Stress auf das Wohlergehen von Partner A bei gleichzeitiger Hochregulation impliziter Präferenzen für kommunale Ziele bei Partner B abschwächen lässt. Im Fokus weitere Forschung könnten außerdem Grenzen des im Forschungsprojekt untersuchten impliziten Regulationsmechanismus stehen. So ist beispielsweise anzunehmen, dass ein hohes Maß an eigenem Stress oder eine wichtige, zeitlich drängende Aufgabe die Aktivierung kommunaler Ziele unterdrückt. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass es dispositionale Faktoren gibt, welche die Stärke des Regulationsmechanismus moderieren. Beispielsweise deuten Befunde darauf hin, dass Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil weniger Unterstützung geben, wenn ihr Partner gestresst ist. Dieser Effekt ist möglicherweise über bindungsbezogene Unterschiede in der stressbedingten Stärkung impliziter Präferenzen für kommunale Ziele erklärbar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung