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Palaeo-Evo-Devo der Gruppe Malacostraca – Quantifizieren von Krabben und ihren Verwandten
Antragsteller
Professor Dr. Joachim Tobias Haug
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung seit 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 238026706
Krabben und ihre näheren Verwandten, zusammengefasst als Gruppe Meiura bezeichnet, sind heutzutage in großer Artenzahl in verschiedensten Ökosystemen vertreten. Neben unterschiedlichen marinen Habitaten finden sich Vertreter der Gruppe Meiura auch im Süßwasser und an Land. Die Gruppe ist von nicht unerheblicher ökonomischer Bedeutung und erfüllt unterschiedliche ökologische Rollen. Einen Großteil der ökologischen Diversität der Gruppe Meiura stellen die Larvenstadien dar, welche einen signifikanten Anteil des Planktons ausmachen. Auch im Fossilbericht finden sich Vertreter der Gruppe Meiura in großer Zahl, die frühesten Vertreter sind aus dem Mesozoikum bekannt. Es ist zu vermuten, dass diese Krebse bereits damals eine wichtige Rolle in den Ökosystemen eingenommen haben. Besonders in der Kreide scheinen sich Meiuren stark diversifiziert zu haben, wie es zahlreiche Fossilien erwachsener Krabben u.ä. anzeigen. Leider ist über die Jugendstadien inklusive der Larven fossiler Vertreter bislang kaum etwas bekannt, obwohl dieses Wissen für das Verständnis fossiler Ökosysteme von großer Bedeutung wäre. In diesem Projekt soll mit Hilfe eines neuen Ansatzes dem Problem begegnet werden, dass bisher derart wenige fossile Larven der Gruppe Meiura gefunden worden sind. Wir gehen davon aus, dass dies nicht zwingend bedeutet, dass es solche Fossilien nicht gibt, sondern dass sie häufig nicht als solche wahrgenommen werden können. Dies ist darin begründet, dass besonders die späten Larvenstadien, sogenannte Megalopa-Larven, vor allem an Merkmalen des Hinterleibs und der Beine als solche erkannt werden können. Zumeist finden wir bei fossilen Meiuren jedoch lediglich den Schild und/oder die Scheren. Von rezenten Meiuren kennt man ontogenetische Unterschiede an diesen Strukturen, diese sind jedoch eher subtil und lassen sich nicht ohne weiteres als qualitativ diskrete Merkmale erfassen. Daher ist unser Ansatz in diesem Projekt, die Form von Schilden und Scheren quantitativ zu erfassen und zu vergleichen. Dadurch kann eine Reihe von Rückschlüssen gezogen werden: 1) Distinkte Megalopa-Larven und frühe Jugendstadien können als solche identifiziert werden. 2) Ontogenetische Muster können zwischen modernen und fossilen Vertretern verglichen werden (Palaeo-Evo-Devo). 3) Veränderungen in der Körpergröße bestimmter Stadien können wahrgenommen werden. Für die Quantifizierung der Form soll auf die Erfassung der Umrisse mit Hilfe der elliptischen Fourier-Analyse zurückgegriffen werden, welche bereits erfolgreich für ähnliche Untersuchungen angewendet werden konnte. Mit diesen Daten sollen Veränderungen in verschiedenen evolutionären Linien innerhalb der Gruppe Meiura verglichen werden. Ähnliche Veränderungen in verschiedenen Linien zur gleichen Zeit würden gleichgerichtete Reaktionen auf gleiche Veränderungen der Umwelt implizieren. Somit tragen derartigen Daten auch zum generellen Verständnis eines sich wandelnden Klimas bei.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen