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Politische Aufsicht der Ministerialbürokratie aus Sicht der Prinzipal-Agenten-Theorie. Institutionelle Gestaltung, formale Modellierung und laborexperimentelle Überprüfung

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 238042112
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Beziehung zwischen politischer Führung und der staatlichen Bürokratie lässt sich aus Sicht der Prinzipal-Agenten-Theorie als ein von Informationsasymmetrien gekennzeichnetes Delegationsverhältnis beschreiben, das formal mit dem sogenannten Aufsichtsspiel ausgedruckt werden kann. Ausschlaggebend für den Erfolg dieses Ansatzes ist die Validität der handlungstheoretischen Fundierung des Prinzipal-Agenten-Ansatzes. Unsere Ausgangsfrage war also, ob und welche Erweiterung man dem Grundmodell vornehmen soll. Denn die empirische Validität des Grundmodells war längst umstritten. Hierfür wurde das Grundmodell des Aufsichtsspiels zweierlei erweitert. Die erste Erweiterung variierte die Genauigkeit der Informationen, die der Politiker aus der Aufsicht erhält. Nach der Modellvorhersage soll die ungenauere Information aus der Aufsicht zu einer weniger effizienten Situation führen, in der sich der Bürokrat öfter seiner Pflichten entzieht und der Politiker öfter den Bürokraten kontrolliert und bestraft. Dieser Effekt wurde von den Daten aus dem Labor-Experiment bestätigt. Andererseits wurde die andere Vorhersage, vor allem dass der Bürokrat nicht von der Strafhöhe nicht beeinflusst wird, nicht von den Daten unterstützt. Die zweite Erweiterung erlaubt dem Politiker, vorher einen aus zwei verfügbaren Bürokraten, die ideologisch unterschiedlich orientiert sind, auszuwählen. Hierzu kann der Politiker entscheiden, ob er sich über die ideologische Orientierung der Bürokraten gegen gewissen Kosten informiert (Screening). Die analytische Lösung des Modells hat hierzu ein kontraintuitives Ergebnis ergeben, wonach sich der Politiker niemals für ein Screening selbst mit winzigen Kosten entscheidet. Die Daten aus dem Labor-Experiment haben jedoch gezeigt, dass die Probanden zu oft für ein Screening entscheiden, wobei die Häufigkeit des Screening auch von ihren Kosten abhängt. Nach dem begrenzten Erfolg der beiden Erweiterungen des Aufsichtsspiels wurden alternative Erklärungen des Entscheidungsverhaltens herangezogen: Erstens der Effekt des experimentellen Designs und des Subject-Pools; zweitens die verhaltensrelevanten persönlichen Merkmale der Probanden, insbesondere die Public Service Motivation (PSM) und die Risiko-Einstellung. Unserer Untersuchung zufolge haben experimentelle Designs keinen signifikanten Effekt auf die Ergebnisse, was die Skepsis gegenüber ihrer empirischen Relevanz der gemischten Strategie auf der Basis des spieltheoretischen Modells bekräftigt. Eine andere Studie untersucht den Effekt der PSM und der Risikoeinstellung auf das Entscheidungsverhalten im Aufsichtsspiel und haben dazu ein identisch parametrisiertes Labor- und online Surveyexperiment durchgeführt. Die Befunde legen nahe, dass vor allem die Risikoeinstellung beim Laborexperiment signifikante und relevante Effekt hat. Insgesamt haben wir festgestellt, dass das menschliche Verhalten im Delegationsverhältnis teilweise vom formalen Aufssichtsspiel mit einigen Erweiterungen sinnvollerweise verstanden werden kann. Vor allem ist die Qualität der Information aus der Aufsicht sehr wichtig. Gleichzeitig haben wir auch die weiteren Faktoren identifiziert. Vor allem die Risiko-Einstellung spielt eine wichtige Rolle in einer Situation, in der der monetäre Anreiz explizit gesetzt wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017) Information accuracy in legislative oversight: Theoretical implications and experimental evidence. Rationality and Society 29 (2) 226–254
    Shikano, Susumu; Stoffel, Michael F.; Tepe, Markus
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1043463117700610)
  • (2017): “Formal modelling and experimental testing: using an oversight game to demonstrate the potential for public management research”. Oliver James, Sebastian Jilke and Gregg Van Ryzin eds.: Experiments in Public Management Research: Challenges and Contributions, Cambridge University Press
    Shikano, Susumu; Michael Stoffel & Markus Tepe
  • (2017): “Laboratory Experiments: Their Potential for Public Management Research”. Oliver James, Sebastian Jilke and Gregg Van Ryzin eds. Experiments in Public Management Research: Challenges and Contributions, Cambridge University Press
    Tepe, Markus & Christine Prokop
  • Replication Data for: Limits to Bureaucratic Oversight? Experimental Evidence on the Behavioral Consequences of Risk Aversion and PSM (2021).
    Michael Jankowski, Maximilian Lutz, Susumu Shikano & Markus Tepe
 
 

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