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Phototrophic community succession as driver of mineral weathering and soil formation along chronosequences in maritime Antarctica

Antragsteller Dr. Jens Boy
Fachliche Zuordnung Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 238150183
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Organismen, die Photosynthese betreiben, sind in der Lage, ihre Bodenumgebung zu verändern, indem sie einen Teil der gewonnenen Energie in biogene Verwitterungsprozesse investieren, die von mikrobiellen Symbionten durchgeführt werden, um Nährstofflimitationen zu überwinden. Die koevolutiven Prozesse hinter diesem Entwicklungsprozess und die biogenen Verwitterungsfähigkeiten seiner Glieder sind jedoch nach wie vor unklar. Ziel dieses Projektes war es am Beispiel von Gletscherrückzugssequenzen in der maritimen Antarktis, die historisch frühe Stadien der Bodenentwicklung darstellen, die biogene Verwitterung durch Symbionten als ein möglicherweise evolutives Grundmerkmal terrestrischer Symbiosen zwischen Photoautotrophen und Bodenorganismen zu identifizieren und zu verstehen. Hierbei galt das Augenwerk besonders möglichen Kipppunkten entlang der Entwicklungslinie von einfachen Algen über Flechten und Moosen hin zur höheren Pflanze. Die Antarktis ist praktisch der einzige Orte für solche Untersuchungen, da in allen anderen Gletscherrückzugschronosequenzen höhere Pflanzen bereits bis auf die ganz jungen Flächen vordringen. Wir fanden eine starke Wechselwirkung zwischen den funktionellen Eigenschaften der Pflanzen, ihren mikrobiellen Symbionten und der Beschaffenheit des Transportweges der reduzierten Kohlenstoffverbindungen in den Boden. Hierbei kam es erst mit Sukzession von in den Boden mittels Rhizinen vordringender Moose zur erwarteten Beschleunigung der biogenen Verwitterung, also einem echten Kipppunkt. Interessanterweise änderte sich das Verhalten des organischen Kohlenstoffs im Boden grundlegend hin zum Mykorrhizo-priming, einem Effekt der vorher nicht zu beobachten war. Insgesamt waren die Pilze die stärksten Verwitterer entlang der Chronosequenz und übertrafen die Bakterien bei weitem. Die biogene Verwitterung folgt dabei der Bruttoprimärproduktion der Photoautotrophen und nicht der Konzentration organischen Kohlenstoffs im Boden, was darauf hindeutet, dass frisch assimilierter Kohlenstoff der Treibstoff der biogenen Verwitterung ist und Pilze ihr primärer Eintragspfad in den Boden sind. Photoautotrophe Organismen, die weder über einen leistungsfähigen photosynthetischen Apparat noch über Strukturen verfügen, die ein tieferes Eindringen in den Boden oder die Aufnahme von Symbionten zur weiteren Ausbreitung ihres Aktionsradius im Boden ermöglichen, sind also nicht in der Lage, ihre Nährstoffversorgung durch diesen Prozess zu verändern. Die vierfache biogene Verwitterungsaktivität in den Stadien der Klimasukzession und die zehnfache Konzentration von frei verfügbarem Eisen in der Austauschmatrix des Bodens (von 0,5 bis 5 cmolc kg-1) im Vergleich zu den Anfangsstadien der Bodenentwicklung deuten auf einen bedeutenden Beitrag der biogenen Verwitterung zur Freisetzung von Eisen aus Tonmineralen entlang der Chronosequenz hin. Wenn die Projektionen einer Zunahme der eisfreien Gebiete in der maritimen Antarktis um 25% bis zum Ende dieses Jahrhunderts zutreffen, wird ein größerer Teil davon einen Sukzessionswechsel hin zu Stadien mit erhöhter biogener Verwitterungsfähigkeit erleben. Dies wird wahrscheinlich zu einem starken Eiseneintrag in den Antarktischen Ozean führen, mit unvorhersehbaren Folgen für die Stabilität der Nahrungsketten und des Ökosystems insgesamt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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