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Schöpfungstheologie und Evolutionsbiologie

Antragsteller Dr. Alexander Maßmann
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 238187061
 
Die Arbeit entwickelt einen Beitrag zum Gespräch zwischen christlicher Schöpfungstheologie und Evolutionsbiologie, dessen programmatische interdisziplinäre Ausrichtung einer neuen methodischen Weichenstellung gleichkommt. Eine wesentliche Herausforderung an eine realistische Theologie besteht darin, einen Doketismus in der Schöpfungslehre (Pannenberg) zu überwinden und naturwissenschaftliche Befunde reflektiert in die theologische Urteilsbildung einzubringen. Dazu sollen evolutionsbiologische Befunde breit rezipiert und konstruktiv aufgegriffen werden. Neuere biologische Argumente für eine Teleologie in der Evolution (Conway Morris) werden in der Theologie meist gar nicht oder aber unkritisch wahrgenommen. Die Gleichsetzung der Evolution mit blinder Willkür (Gould) ist jedoch auch zu hinterfragen. Ferner ist der Zusammenhang der organischen und kulturellen Evolution samt den Implikationen für den evolutionären Gradualismus einerseits in Bezug auf den Menschen (Tomasello) zu diskutieren, andererseits auf die Kontinuität zwischen Menschen und anderen Primaten (de Waal: Evolution der Moral). Laut dem Ansatz der leiblichen und kulturellen Subjektivität (Varela, Deacon, Thompson, Tomasello) sind Leib und Geist keine Gegensätze. So ergibt sich eine überzeugende Alternative zum antitheologischem genzentriertem Ansatz von Dawkins.Diese Argumentatiosstränge werden zusammengeführt zu einer Beschreibung des schöpferischen Wirkens des Geistes, das die Ko-Kreativität des Geschöpfs ermöglicht. So werden sowohl Rationalitäten als auch Kontingenzen und Ambivalenzen der Evolution zur Geltung gebracht.Dass sich zahlreiche theologische Neuerscheinungen gegen die Theorien von Kreationismus und Intelligent Design richten müssen, ist ferner geradezu ein Krisensymptom. Zum Leidwesen einer freiheitlichen Gesellschaft drohen Debatten um Religion und Naturwissenschaft, in ein reflexhaftes Gegeneinander zwischen militanten Atheisten und fundamentalistischen Evolutionsleugnern abzugleiten.Die Betrachtung von Schöpfungslehre und Naturwissenschaften als inkommensurable Größen, als Frage nach dem Werden bzw. dem Sinn, kann hier jedoch nicht für hinreichend Klarheit sorgen. Die particula veri dessen besteht darin, dass sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht reduktionistisch aus der Empirie herleiten lässt und die Pointe der Theologie nicht in einer distanzierten Bestandsaufnahme der Welt besteht. Doch der Einfluss von kulturellen Faktoren wie z. B. Religion und Theologie auf naturwissenschaftliche Entdeckungen ist größer, als die Inkommensurabilitätsthese suggeriert. Zugleich gefährdet ein Doketismus in der Schöpfungslehre, der das Bekenntnis zum Schöpfer nicht auf naturwissenschaftlich anschlussfähige Weise zu erläutern sucht, den Anspruch einer realistischen Theologie. Es ist also weitere Arbeit an Schleiermachers Frage notwendig: Soll der Knoten der Geschichte so auseinander gehn? das Christenthum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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