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U.S. Siedlerkoloniale Biopolitik und indigenes Life Writing

Antragsteller Dr. René Dietrich
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239118768
 
Angesiedelt an den Schnittstellen von Biopolitik, Indigenous studies, settler colonial studies, und Autobiografiestudien, untersucht das Projekt wie autobiografisches Schreiben von indigenen Autoren in den USA die biopolitische Logik der Rassifizierung, Regularisierung und Naturalisierung sichtbar macht und zu durchbrechen sucht. Diese Logik, so die These, ist dem Siedlerkolonialismus inhärent und konstituiert die USA als ein Siedlernationalstaat von seiner Gründung bis zur Gegenwart. Das Projekt zeigt auf, wie solche Logik darauf beruht, und dazu beiträgt, dass der U.S Siedlernationalstaat als die politische Norm und die euro-amerikanische Bevölkerung als die Norm des Menschlichen postuliert wird, aufgrund derer sowohl indigene Nationen als auch indigenes Leben abgewertet werden und siedlerkolonialer Gewalt ausgesetzt sind. Da dies nur die Norm der Lebensformen des U.S. Staates bestätigt, wird diese Gewalt jedoch nicht als eine Verletzung der Rechte von indigenen Nationen und ihren Mitgliedern auf ihre (politische) Existenz wahrgenommen. Die nationalen, historisch sich wandelnden Gesellschaftsideale der USA, vermittelt durch Begriffe wie Zivilisation, Modernität, oder multikultureller Liberalismus, erscheinen durch diese Perspektive gleichzeitig als Ausdruck für den Erhalt einer biopolitischen Norm, die bei aller historischen Variabilität stets darauf beruht, die Souveränität des Siedlerstaates zu sichern. Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die These, dass indigene autobiografische Akte als ein Instrument dienen können diese biopolitischen Logik zu durchbrechen, indem die Darstellung von Praktiken und Wissensordnungen im Verhältnis zu Körperlichkeit, Leben, und Land als Vermittlung indigener politischer Formen lesbar gemacht wird. Indem das Projekt die Texte als eine Form der Intervention und politischen Wissensproduktion von indigenen Intellektuellen liest, lässt sich zeigen, wie die Autor/innen grundlegende Aspekte siedlerkolonialer Biopolitik offenlegen, sich weigern von der entpolitisierten und rassifizierten Kategorie von Indianness definiert zu werden, und sich eine Position der Handlungsfreiheit schaffen, von der aus sie nicht nur eine scharfe Kritik an den USA als Siedlernationalstaat formulieren, sondern auch das Prinzip der Siedlerkolonialherrschaft ent-naturalisieren. In der Narrativierung von indigenen Wissens- und Weltordnungen des Lebens zeigen die Texte des Weiteren Dimensionen des politischen Lebens auf, die nicht zu biopolitischen Modellen reduziert werden können und statt dessen auf indigene Formationen und Formulierungen von Nationalität, Selbstbestimmung und Souveränität verweisen. Das Projekt will so dem Muster eines aktivistischen Impulses im indigenen life writing nachgehen, und fragen, wie dieses die Dekolonisierung von Leben und Lebensnarrativen vermittelt sowie indigene Zukunft und Dekolonisierung als ein Potential der Transformation jenseits U.S. siedlerkolonialer Biopolitik vorstellbar macht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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