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Diogenes Laertius, Vita et sententiae Epicuri, interprete Ambrosio Camaldulensi.Edition und Kommentar

Antragsteller Dr. Christian Kaiser
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239225754
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hatte die Edition des X. Buches der Vitae philosophorum in der lateinischen Übersetzung von Ambrogio Traversari zum Ziel. Die Edition beruht auf dem Text der Handschrift Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 65.21 (= C), dem Dedikationsexemplar des Cosimo de’Medici. Sie ist die erste vom Übersetzer autorisierte Version zum Zwecke der Weitergabe und Vervielfältigung. Außerdem wurde das Autograph Traversaris, die Handschrift Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Strozzi 64 (= T), herangezogen und die Varianten sowie die zahlreichen lateinischen und griechischen Korrekturen berücksichtigt, die der Übersetzer im Laufe des Arbeitsprozesses (1424-1433) im Text dieses Exemplars durchgeführt bzw. angezeigt hatte. Der Text wurde im 15. Jahrhundert sehr oft kopiert und sah viele Druckausgaben. Dabei wurde sein Gehalt von Beginn an durch emendatorische Bemühungen von Herausgebern und Korrektoren, häufig aber auch durch Fehler der Kopisten verändert. Um diese Modifikationen sichtbar werden zu lassen und auch für rezeptionsgeschichtliche Studien einen aussagekräftigen Text zu bieten, wurden für die Edition auch die Varianten von 16 weiteren Handschriften untersucht und vermerkt, die allesamt aus dem 15. Jahrhundert stammen und die z. T. direkt mit einigen der einflussreichsten Autoren der Renaissance in Verbindung gebracht werden. Im Zuge dieses Vergleichs mit weiteren Codices konnten neue Erkenntnisse zur Überlieferungsgeschichte der versio Ambrosiana gewonnen werden. Unter den zwei wichtigsten ist zum einen die Tatsache, dass nicht – wie bisher angenommen – allein C der Ausgangspunkt für die weite Verbreitung des Textes in der Renaissance war. Es hat sich herausgestellt, dass auch Handschriften zirkulierten, die unmittelbar von T, dem Autograph Traversaris, abhängen; von den für die Edition herangezogenen sind dies M (Biblioteca Marciana, Lat. Z. 246) und V4 (Biblioteca Vaticana, Vat. lat. 1894). Zum anderen konnte erstmals ermittelt werden, dass die Emendationen und Varianten der Editio princeps von Giovanni Andrea Bussi stammen, der zwar als wichtiger Akteur der Inkunabelzeit bekannt ist, jedoch bisher noch nicht mit dem lateinischen Diogenes Laertios in Verbindung gebracht worden ist. Bussis Verbesserungen in H (London, British Library, Harl. 1347) liegen seit ihrer Übernahme in den Erstdruck allen gedruckten Editionen bis 1830 zugrunde. Der Kommentar weist die zahlreichen Bezüge zur lateinischen Literatur der Antike, Spätantike und des Mittelalters nach. Die Einleitung verortet die Epikurrezeption im philosophiegeschichtlichen Zusammenhang. Nach der hier vertretenen Hauptthese war der Zugang zur epikureischen Philosophie bis zum 15. Jahrhundert weitestgehend durch patristische Restriktionen determiniert und weniger durch das Fehlen der epikureischen Texte behindert. Dass die Vita Epicuri im Quattrocento auf fruchtbaren Boden traf, wird durch die forcierten Säkularisierungstendenzen besonders in Florenz erklärt, die der Übersetzung der Vitae philosophorum unmittelbar vorausgegangen waren.

 
 

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