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Philologie und Psychoanalyse: An den Rändern der Sprache

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239327113
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hatte die Aufgabe, eine Neubestimmung sowohl des Ortes der Psychoanalyse im Felde der Literaturwissenschaften (jenseits von Hermeneutik und Diskursanalyse) als auch der Rolle von ‚Sprache’ (außerhalb oder am Rande der strukturalen oder szientistischen Linguistik) in der Psychoanalyse selbst zu leisten. Für diese Bestimmungen sollte ein Begriff – ein Denken und eine Praxis – von Philologie vorausgesetzt werden. Das Projekt unterteilte sich in verschiedene Einzelprojekte, die Ausgang bei psychoanalytische Autoren (Freud, Klein, Bion, Lacan) nahmen, um dann in Bereiche der Poetik, Ästhetik, Schrift- und Sprachtheorie sowie Mathematik und Wissenschaftstheorie auszugreifen. Die Projektgruppe hat für ihre Arbeit regelmäßige Kolloquia, eine große internationale Tagung in Zusammenarbeit („Sprachen der Psychoanalyse) und einen internationalen Workshop (zu ‚Bion und Sprache’) ausgerichtet. Starke institutionelle Vernetzungen zum Teil mit länger bestehenden Einrichtungen oder Arbeitszusammenhängen, teilweise mit neu entstandenen (v.a. in den USA, Psychoanalytic Studies Program der Columbia University; Consortium for Psychoanalytic Studies in the 21st Century [mit Beteiligung der Universitäten Princeton, Columbia, Columbia, NYU und Rutgers]), wurden wichtiger Bestandteil der Gruppenarbeit und haben die Tragfähigkeit des Forschungsansatzes durch Fortsetzung bis heute bestätigt. Die Durcharbeitung der formulierten Projektvorgaben hat eine noch stärkere Ausprägung der Begriffs von Philologie hervorgebracht: dies einmal durch explizite Beschäftigung des Anteils von ‚Affekt’, ‚Liebe’, ‚Zärtlichkeit’, ‚Berührung’, ‚Erotik’, die sich aus seiner philia herausübersetzen lassen, sowie durch ‚philologische’ Arbeit im Sinne der materiellen Textpraktiken wie Augenmerk auf Buchstäblichkeit, maximale Ausdeutung des unscheinbaren Details, Übersetzung da, wo es ans Unmögliche grenzt, kommentierte Edition (dies alles v.a. in Bezug auf Freud); zum anderen nahm die Philologie umständliche aber produktive und illustrative Wege durch klassische Gebiete wie Ästhetik und Dramentheorie (v.a. Klein), Text- und Motivgeschichte (Freud), Theorie mathematischer Schreibung (Bion) oder Poesie (Lacan). Neben einer Reihe von Vorträgen und strukturierten Seminarveranstaltungen sowie Arbeitstagungen haben die Einzelprojekte zu einer Reihe von Publikationen geführt, deren inhaltliche Ausrichtung die angezeigten Verschiebungen widerspiegeln aber in der Anzahl dem Projizierten entsprechen. Die Verzögerungen sind, neben dem inhaltlichen Übermaß, das sich aus der Arbeit ergeben hat, institutionellen Faktoren geschuldet. Insgesamt ist es dem Projekt gelungen, den derzeit wieder virulent gewordenen Begriff der Philologie von Seiten des Triebs, des Unbewussten, Träumerischen und Erotischen zu bestimmen oder zumindest zu stützen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Gibt es eine Poetik des Alptraums?“, in: Armen Avanessian, Jan Niklas Howe (Hrsg.), Poetik. Historische Narrative und aktuelle Positionen, Berlin: Kadmos 2014, S. 30-45
    Martin von Koppenfels
  • „Macbeth: die Tragödie des Schlafs“, in: Angst. Neubetrachtungen eines psychoanalytischen Konzepts, Sonderheft Psyche, 69. Jg. (2015), S. 962-984
    Martin von Koppenfels
  • „Heterology“, in: Marcus Coelen / Mark Hewson (eds.), Georges Bataille – Key Concepts, London: Routledge 2016, S. 88-99
    Marcus Coelen
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9781315657363)
  • „Prolegomena to a Writing of Affect“, Filozofski vestnik (Ljubljana) 126/1 (2016), S. 119-130
    Marcus Coelen
  • „Alptraum und Geschichte: Richard III“, in: Dominic Angeloch, Astrid Lange-Kirchheim, Carl Pietzcker (Hrsg.), William Shakespeare, Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse, Bd. 37, Würzburg: Königshausen&Neumann 2017, S. 71-103
    Martin von Koppenfels
  • „Mehr deuten als nicht“, in: Susanne Lüdemann / Thomas Vesting (Hrsgg.), Was heisst Deutung? Verhandlungen zwischen Recht, Philologie und Psychoanalyse, München: Fink, 2017, S. 209-226
    Marcus Coelen
    (Siehe online unter https://doi.org/10.30965/9783846759646_013)
  • „Zärtliche Zwänge. Sigmund Freuds Erziehungs-Diskurs im Briefwechsel mit seiner Verlobten Martha Bernays“, in: Orbis Literarum, Bd. 74, hg. v. Luisa Banki, (2018), S. 44–57
    Johannes Kleinbeck
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/oli.12204)
  • „’Did you hear that Tom’s dick was hairy?’ Witz, cure, and the transmission of psychoanalysis“, in: Nadezha Almqvist / Carol Owens (Hrsg.), Studying Lacan’s Seminars IV and V, London: Routledge 2018, S. 137-149
    Marcus Coelen, Jamieson Webster
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9780429397905-13)
  • „’Um den Eros herum’. Wie Männer seit Platons Symposium über die Himmlische und Irdische Liebe grübeln“, in: Riss. Zeitschrift für Psychoanalyse, Bd. 88 (2018), S. 100–117
    Johannes Kleinbeck
 
 

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