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Frauenbild und Geschlechterordnungen im Spiegel der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1975)

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239436479
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt liefert einen differenzierten Einblick in die hochkomplexen Diskurse um das Frauenbild und die Geschlechterordnungen im Spiegel der „Würzburger Synode“. Die Konfliktlinien liefen dabei entlang der Frage der Öffnung für außertheologische Argumente, die zumeist von den weniger theologisch als vielmehr säkular argumentierenden Laien vorgebracht wurden - die ja auch nicht theologisch ausgebildet waren. Anders als viele Bischöfe brachten die Pfarrer wiederum Forderungen nach praktikablen Lösungen für die Pastoral ein. Insofern bewegten sich die Synodalen auf sehr unterschiedlichen Ebenen, die vielfach nicht oder nur unter Mühen aufeinander zu beziehen waren. Mit dem Einbringen der Argumente aus den säkularen Disziplinen verband sich zugleich eine veränderte, „liberale“ theologische Haltung, die für Selbstkritik und Reformen offen war. Allerdings verwendeten Vertreterinnen katholischer Frauenverbände sowie Vertreterinnen der jüngeren Generation oft auch einen dritte Argumentationslinie, nämlich den Rechtediskurs der säkularen Feministinnen. Der Dreh- und Angelpunkt aller Diskussionen blieb letztlich die Frage nach der konkreten Pastoral. Hier sollten sich die Vorlagen bewähren. Während Laien und Priester aus der Seelsorge vor allem das Prinzip der Barmherzigkeit vertraten, das individuelle Lösungen ermöglichen sollte, betonten viele Bischöfe, daß den Gläubigen eher mit einer Stärkung der kirchlichen Lehre geholfen sei. Katholisch sein bedeutete für die Reformwilligen vor allem das Prinzip, die Barmherzigkeit Jesu zu betonen. Die Skeptiker stellten dagegen die Konsequenz der Lehre Jesu in den Vordergrund. Auch die Haltung zur Tradition war in beiden Gruppen unterschiedlich. Während die Reformer diese Tradition im Licht der Soziologie und Geschichte als etwas konstruiertes, jeweils an den Kontext angepaßtes betrachteten, das somit veränderbar war, verwiesen Skeptiker auf sie als ein Fundament, an dem nicht gerüttelt werden sollte. Das Thema des Auszugs der Frauen aus der Kirche war insgesamt schon deutlich präsent. Bemerkenswert ist Umstand, dass die Synode sich trotz der erkannten Dringlichkeit des Problems nicht in der Lage sah, eine allgemeine Erklärung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft zu erstellen, was deshalb etliche Jahre später (1981) den Bischöfen vorbehalten blieb. Während der Synode ist also faktisch eine Verkirchlichung der Fragestellung (z.B. über die Fokussierung auf das Thema des Diakonats) zu beobachten. Der Diskurs blieb also dem gesellschaftlichen Diskurs nachgeordnet und nicht darauf hin ausgerichtet, in den gesellschaftlichen Raum hineinzuwirken. Jedenfalls war in der Breite von Kirche und Katholizismus noch keine Neupositionierung oder darauf bezogene Handlungsfähigkeit zum Frauenbild oder den Geschlechterordnungen gegeben. Die Ergebnisse dieses Projekts für die aktuellen Debatten innerhalb der katholischen Kirche von erheblichem Gewicht. Sie weisen engste Berührungspunkte mit den Debatten der siebziger Jahre auf, was – über den historischen Befund hinaus - nicht zuletzt die Frage nach dem Innovationspotential der bisherigen theologischen Methoden und einem entsprechenden Handlungsbedarf aufwirft.

 
 

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