Detailseite
Projekt Druckansicht

Struktur und Bildung von Strahlenkegeln in experimentellen und natürlichen Impaktkratern

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35715273
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt als Teilprojekt der DFG-Forschergruppe "Experimentelle Kraterbildung: Das MEMIN II Programm (Multidisziplinäres Experimentelles und Modellierungs-Impaktforschungsnetzwerk)" wurde von 2013-2018 vom Antragsteller Kenkmann (Uni Freiburg) in Kooperation mit der Universität Jena (Langenhorst) durchgeführt. Strahlenkegel entstehen in Meteoritenkratern und sind die einzigen Schockeffekte, die bereits makroskopisch erkennbar sind. Sie sind damit diagnostisch wichtig, um alte erodierte Impaktkrater zu identifizieren. Das Projekt verfolgte das Ziel, die Bildungsbedingungen von Strahlenkegeln durch eine experimentelle Analyse und den Vergleich mit natürlichen Strahlenkegeln einzugrenzen und ein Modell zur Bildung von Strahlenkegeln aufzustellen. Hintergrund des Projektes war, dass es bislang weder Konsens hinsichtlich der physikalischen Randbedingungen, unter denen sich Strahlenkegel bilden, noch bezüglich der Mechanismen (Zug- oder Scherversagen) gibt. Es gelang im Rahmen MEMIN-Experimentkampagne, Strahlenkegel experimentell in Sandstein, Quarzit und Kalkstein zu produzieren, nicht jedoch in hochporösem Tuff. Die experimentell gebildeten Strahlenkegel wurden im Zuge der Kraterexkavation aus dem Krater herausgeschleudert und lagen als mehrere Millimeter große Fragmente vor. Die physikalischen Bildungsbedingungen konnten eingegrenzt werden: So konnten wir zeigen, dass sie bei Einschlagsgeschwindigkeiten von 4,6 bis 7,8 km/s von 2,5 bis12 mm großen Projektilen erzeugt werden können, wobei Stoßwellen-Spitzendrücke von 45-86 GPa in den Experimenten entstanden. Eine detaillierte elektronen-optische mikrostrukturelle Analyse der Oberflächen der Strahlenkegel zeigte, dass eine mehrphasige Deformation, die mit der Stoßwellenbelastung beginnt und bis zur Druckentlastung reicht, stattfindet. Hierbei kommt es zur Scherlokalisierung inklusive partieller Aufschmelzung der Gesteine. Die Schmelze enthält geschockte Quarzminerale und schäumt bei der Entlastung auf. Die experimentellen Strahlenkegel wurden mit natürlich gebildeten Strahlenkegeln morphometrisch verglichen. Hierzu wurden mittels Weißlichtinterferometrie digitale Höhenmodelle mit Mikrometerauflösung von den Oberflächen produziert. Ein wichtiges Ergebnis des Projektes war, dass Strahlenkegel nicht, wie oftmals angenommen, durch eine singuläre Heterogenität an der Spitze des Strahlenkegels entstehen, sondern das Resultat wiederholter Riss-Bifurkation der schnell propagierenden Rissspitze sind, wodurch ein hierarchisches Bifurkationsmuster entsteht. Auf dieser Basis haben wir ein Modell entwickelt, dass sämtliche morphologischen Charakteristika von Strahlenkegeln einschließlich deren Apex, der charakteristischen Lineationen sowie der Änderung des Krümmungsverhaltens der Bruchflächen reproduzieren kann. Dieses Modell wurde auf natürliche und experimentell gebildete Strahlenkegel erfolgreich angewendet. Allerdings handelt es sich nicht um ein dynamisches Modell in dem Sinne, dass ein Materialverhalten bei Stoßwellen-Belastung simuliert wird, in dem sich die Bruchstrukturen selbstständig ausbilden. Stattdessen wurden Bifurkationswinkel und -distanzen als Parameter systematisch variiert. Von daher sind weitere mikromechanische Modellierungen zur Bildung von Strahlenkegeln notwendig. Im Rahmen des Projektes wurden drei Manuskripte in der Fachzeitschrift "Meteoritics and Planetary Science" veröffentlicht sowie sieben Beiträge auf internationalen Konferenzen vorgestellt. Der wissenschaftliche Projektmitarbeiter promovierte zu dem Thema an der Universität Freiburg.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung