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Serienschreiben: Zur Arbeitskultur im gegenwärtigen deutschen Unterhaltungsfernsehen

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 68338857
 
Das kulturanthropologische TP untersucht die Berufswelt von Serienschreibenden im deutschsprachigen Fernsehen der Gegenwart. Mit dem Begriff "Serienschreibende" werden differenzierte Professionen zusammengefasst, die für verschiedene Aufgaben der Serienproduktion verantwortlich zeichnen. Diese Aufgaben reichen von der Entwicklung eines Konzepts, serieller Erzählbögen und Staffeln bis zur Formulierung von Drehbuch und Dialog. Das TP betrachtet die genannten Akteure und ihre Praktiken im Umfeld ihres Tätigkeitsfeldes der Kreativindustrien und der spezifischen Herausforderungen sowohl an die individuelle Flexibilität, Vielseitigkeit und Belastbarkeit der darin Tätigen als auch der hier gültigen spezifischen Produktionsbedingungen. Das Schreiben von Serien im Spannungsfeld kollektiver Kreativität und arbeitsteilig organisierter Produktion erfolgt unter dem Eindruck des diskursiven Nachhalls der Aura individueller Urheberschaft ebenso wie der Bedingungen abhängiger Lohnarbeit auf globalisierten Märkten. Angesiedelt im Schnittfeld kulturanthropologischer Arbeitskulturforschung und der Erforschung populärer Medien und Literaturen zielt das TP auf ein tieferes Verständnis serieller Produktion, insbesondere der diese kennzeichnenden Autorisierungsprozesse. Methodisch nutzt das TP kulturanthropologische Methoden, die auf eine Erfassung sowohl individuell-biographischer Erfahrungen zielen als auch auf den Nachvollzug der jeweiligen im sozialen Zusammenhang des Produktionskontextes eingesetzten Praktiken und Techniken. Berufsbiographische Interviews, teilnehmende Beobachtung und Auswertung von Lehrmaterialien, Ego-Dokumenten und fiktionalisierten Spiegelungen des Serienproduktionsbetriebs dienen dazu, den seriellen Autorisierungsprozess für das Fernsehen aus der Perspektive der Serienschreibenden zu erfassen. Das TP erhebt die kollektiv-kreativen, handwerklichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen, die für unterschiedliche Typen von Serien auch zu divergierenden Berufs- und Schreibpraxen führen. Daten zu Berufseinstieg und Laufbahn geben zudem Aufschluss über Hierarchieerfahrungen und Distinktionsmuster. Im Gesamtzusammenhang der Forschergruppe erweitert das TP den empirischen Blick von der alltäglichen Rezeption der Reihe Tatort (TP7) auf den serienschreibenden Produktionsalltag für das deutschsprachige Fernsehen. In der ersten Förderphase wurden serielle Autorisierungspraxen im Heftroman (TP6) und im amerikanischen Comic (TP4) untersucht; die für das Medium Fernsehen entwickelten Autorisierungspraxen unterliegen differenten Produktionslogiken. Das TP steht insbesondere im Dialog mit folgenden Projekten der zweiten Förderphase: TP-EG3, das Aspekte der Produktion für gegenwärtige Doku-Serien aufgreift; TP-KV3, das sich mit Zeitlichkeit als Aspekt des seriellen Weltenbaus befasst; TP-KV2, das Produktionsbedingungen von Remakes anhand von Archivquellen untersucht und damit Kontrast- und Vergleichsmöglichkeiten in der Analyse von Paratexten schafft; sowie TP-HG1, das den Blick für Formatbewertungen schärft, die im historischen Zeitschriftenlayout ebenso wie in der televisionären Programmgestaltung und der entsprechenden Autorenhonorierung ausgedrückt werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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