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Effects of increased noradrenergic activity by yohimbine administration on learning and attention in patients with major depression disorder

Subject Area Personality Psychology, Clinical and Medical Psychology, Methodology
General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2013 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 240462297
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Die beiden Faktoren Depression und ACE zeigten in den verschiedenen Paradigmen spezifische Effekte. So zeigte sich für die Furchtkonditionierung eine Interaktion zwischen ACE und Yohimbin: Während Personen ohne ACE unter Placebo eine CS-/CS+ -Diskrimination erlernten, nicht aber unter Yohimbin, zeigte sich dieses Muster nicht bei Personen mit ACE. Das Vorliegen einer Depression hatte auf den untersuchten Prozess dagegen keinen Einfluss. Für die Paradigmen DotProbe und Task Switching hingegen zeigte sich ein klarer Depressions-Effekt: Depressive Patienten zeigten eine stärkeren Negativitäts-Bias (verstärkte Hinwendung zu traurigen Gesichterbildern) bzw. eine geringere kognitive Flexibilität. Interessanterweise zeigten sich bei diesen Aufgaben kein Effekt von ACE und kein Einfluss von Yohimbin. Diese Befunde korrespondieren mit den Ergebnissen einer weiteren kürzlich veröffentlichten Studie unserer Arbeitsgruppe, bei welcher wir mittels neuropsychologischer Testung die kognitiven Funktionen von Probanden mit/ohne MD sowie mit/ohne ACE untersuchten. Es zeigte sich auch hier ein differenziertes Bild mit domänenspezifischen Einschränkungen entweder für ACE oder Depression. Entgegen unserer Hypothesen zeigte sich in keinem der beschriebenen Ergebnisse eine Interaktion der Faktoren Depression und ACE. Die Hypothese einer spezifischen ätiologischen Subgruppe der Depression – in Abhängigkeit vom Vorliegen früherer ACE – lässt sich mit unseren Ergebnissen daher nicht belegen. Dennoch zeichnet sich ein Bild ab, welches die Wichtigkeit einer Berücksichtigung von ACE bei der Planung und Durchführung klinischer Studien unterstreicht. So fanden wir Wechselwirkungen mit Yohimbin nur im Zusammenhang mit ACE. Einer unterschiedlichen Reaktion auf Yohimbin könnte mithin eine veränderte noradrenerge alpha-2-Rezeptor-Regulation zugrunde liegen. Auch eine frühere Studie unserer Arbeitsgruppe weist in eine vergleichbare Richtung: Hier zeigten sich Gedächtnisverbesserungen für Konsolidierung nach Yohimbin bei depressiven Patienten. Dieser Effekt wiederum stand mit der Stärke der ACE-Erfahrungen in Zusammenhang. In der Gesamtbetrachtung unserer Ergebnisse lässt sich der Schluss ableiten, dass noradrenerge Dysregulationen im Zusammenhang mit der Erfahrung von Kindheitstraumata zu stehen scheinen. Eine direkte Zugrundelegung noradrenerger Dysregulation als Erklärung für abweichende kognitive und emotionale Reaktionen bei der Depression per se ergibt sich zumindest aus unseren Befunden nicht. Veränderungen im NA-System spielen jedoch wiederum eine Rolle für die Entwicklung einer MD. ACE selbst ist ein wichtiger Risikofaktor für die Ausbildung einer Depression. Sofern der Faktor ACE nicht systematisch variiert oder in das statistische Modell mit aufgenommen wird, besteht die prinzipielle Möglichkeit, dass durch ACE bedingte Veränderungen auf die akut vorliegende Depression zurückgeführt werden. Studien zeigen, dass depressive Patienten, bei denen auch ACE vorliegt, oft schwieriger zu behandeln sind, z.B. schlechter auf konventionelle Therapie ansprechen. Entsprechend erscheint es dringlich, mehr über diese Gruppe zu erfahren. Auch die Ergebnisse der Untersuchung von Entzündungsmarkern im Rahmen des vorliegenden Projektes weisen in diese Richtung: Erhöhte Werte fanden sich bei Personen mit ACE, wobei in der Gruppe mit ACE und gleichzeitiger Depression die höchsten Werte vorlagen, depressive Patienten ohne ACE unterschieden sich hingegen nicht von gesunden Kontrollen. Für zukünftige klinische Studien, auch mit anderen psychiatrischen Störungsbildern, würden wir eine Berücksichtigung des Faktors ACE nahelegen. Auch sollten zukünftige Studien weiter der Frage nachgehen, über welche Prozesse die Folgen von ACE vermittelt sind und wie sich Abweichungen manifestieren. Eine wichtige Frage hierbei ist beispielsweise, wie sich unterschiedliche Formen (körperlich, sexuell, emotional) von Missbrauch und auch Vernachlässigung auf die beschriebenen Prozesse auswirken. Auch wenn die in Folge auftretenden Veränderungen meist negativ, im Sinne einer Normabweichung und Dysregulation verstanden werden, lassen sich diese teilweise auch als protektiv verstehen. Eine verminderte CS-Diskriminierung könnte in Umgebung mit andauernden Gefahren als Erhöhung der Reaktionsschwelle dienen und eine Überaktivierung verhindern, später im Leben jedoch eine angemessene Situationseinschätzung und Gefahrenbeurteilung hindern. Eine verminderte Interozeptionsfähigkeit bei ACE ohne MD könnte diese Gruppe vor einem Ausbilden somatischer Symptome bei Stressbelastung bewahren. Diese Zusammenhänge sollten in zukünftigen Studien Berücksichtigung finden.

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