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Alfred von Reumont (1808-1887): Ein katholischer Diplomat in Diensten Preußens und der deutsch-italienischen Historiographie

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240559388
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung von Reumonts Wirken als Diplomat, Historiker und Publizist sowie seines sozialen Netzwerkes anhand seines Briefnachlasses, der Gegenüberlieferung in italienischen Archiven, seiner diplomatischen Berichterstattung an den König und das Außenministerium sowie seiner Monographien und ihrer Rezeption durch deutsche und italienische Publikationsorgane konnte den Blick auf einen der führenden deutsch -italienischen Kulturvermittler des 19. Jahrhunderts schärfen und die Einordnung seiner Person in wesentlichen Aspekten modifizieren. Die Einbettung von Reumonts Wirken in seine Zeit erlaubt eine wesentlich differenziertere Einordnung seiner Person als im Umfeld der toskanischen Moderati sozialisiertem liberalen Katholiken und loyalem preußischen Diplomaten. Entgegen dem bisherigen Verdikt der heutigen Forschungen ga lten seine Arbeiten in ihrer Zeit keineswegs als rückwärtsgewandt. Einige seiner biographischen Arbeiten sowie seine Arbeiten zur Renaissancediplomatie galten in ihrer Zeit durchaus als innovativ. Über die auf diesem Wege erworbene Autorität als Experte für italienische Geschichte konnte Reumont in der Folge das Italien- und Gesellschaftsverständnis der toskanischen Moderati unter liberalkatholischen Vorzeichen in deutschsprachigen Publikationsorganen vermitteln. Neben der Vermittlung eines liberal-katholischen Geschichtsbildes sowie der Förderung der wechselseitigen Rezeption zwischen „neoguelfischer“ und „großdeutscher“ Geschichtsschreibung, trat Reumont zudem als Makler in wichtigen deutsch-italienischen Forschungskontroversen auf. Den Fortgang derartiger Kontroversen vermochte Reumont zu beeinflussen, jedoch kaum in seinem Sinne zu steuern. Während er persönliche Kontakte und eine wechselseitige Rezeption förderte, gelang es ihm nicht, diese in seinem Sinne zu prägen. Vielmehr wurde er selbst zum Objekt im deutsch-italienischen Kulturtransfer, dessen Bewertung vom jeweiligen Verlauf der Kontroversen wie auch der faktischen politischen Entwicklungen abhing. Die Untersuchung des Wirkens des damals populären Publizisten Reumont bietet einen hervorragenden Zugang zum politischen, historischen und kulturellen Horizont gebildeter Kreise der damaligen Gesellschaft. Dabei zeigt das Beispiel Reumonts eindrucksvoll, welche Bedeutung in ihrer Zeit und welche Wirkmächtigkeit bis in die Gegenwart auch heutzutage vergessene Kulturvermittler haben können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Alfred von Reumont (1808-1887) und die Entstehung des italienischen Nationalstaates, in: Gabriele B. Clemens und Jens Späth (Hrsg.): „150 Jahre R isorgimento – geeintes Italien?, Trier 2014, S. 73-106
    Felix Schumacher
 
 

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