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Die Côte Chalonnaise (Burgund) im späten Mittel- und frühen Jungpaläolithikum als Schnittstelle zwischen West- und Mitteleuropa: Diachrone und räumliche Analysen neu erschlossener archäologischer und umweltgeschichtlicher Archive des Oxygen Isotope Stage 3.

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240595349
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das DFG-Projekt hat dazu beigetragen, in einer nach den Arbeiten durch Jean Combier wissenschaftlich verwaisten Region, eine neue Dynamik zur Erforschung des Paläolithikums in Gang zu setzen. Entlang bedeutender nord-süd-orientierter Flusssysteme und gleichermaßen an der Scharnierstelle westlicher und östlicher „Technokomplexe“ gelegen, kommt der bearbeiteten Region in der südlichen Bourgogne eine Schlüsselrolle zum Verständnis der paläolithischen Paläogeografie in West- und Mitteleuropa zu. Im Mittelpunkt des Projektes standen die Höhlenstationen Verpillière I und II in Germolles, Gemeinde Mellecey, Saône-et-Loire, Frankreich. Während die Höhle I über eine Forschungsgeschichte bis in das 19. Jahrhundert verfügt und es hier die Frage war, inwieweit noch intakte Archive vorliegen, wurde die Höhle II von unserer eigenen Arbeitsgruppe entdeckt. Die Besiedlungsgeschichte beider Höhlen deckt sich in beinahe unheimlicher Kongruenz mit der im titel unseres Projektes angegebenen Zeitspanne des OIS 3. Den Anfang der Besiedlungsgeschichte der Höhlen nimmt eine intakte Fundschicht mit einem unifazialen späten Mittelpaläolithikums ein, die an der Basis der Stratigrafie der Verpillière I angetroffen wurde. Von überregionaler Bedeutung ist sodann ein Keilmesser-führendes Mittelpaläolithikum, das in beiden Höhlen vorliegt, dort um 55.000 BP datiert, und im Rahmen unseres Projektes eine Reihe von bis dato unbekannten Vergleichsfundstellen der Umgebung gefunden hat. Ebenfalls von herausragender Bedeutung war der klare Nachweis des Châtelperronien am Ort, sowohl im Material der Altgrabungen, als auch im Rahmen unserer eigenen Ausgrabungen. Das Aurignacien ist vor allem aus den Altgrabungen überliefert und weist verschiedene Ausprägungen auf, die von einem Protoaurignacien, über ein Aurignacien ancien bis zu einem späten Aurignacien reichen dürften. Die Schichtenfolge endet in Germolles mit Funden aus dem „Gravettien ancien indifférencié“. Von nur anekdotischer Bedeutung sind schließlich zwei im Museum Lyon aufgedeckte Solutréen – Blattspitzen dieser Fundstelle. Das Magdalénien ist generell in der Region selten und fehlt auch in Germolles. Durch verschiedene abgeschlossene und laufende Arbeiten gelang es, die in Germolles erzielten Ergebnisse in einen regionalen und kontinentalen Kontext einzubinden. Die Arbeiten wurden glücklicherweise auch von einigen beachteten Entdeckungen begleitet, um hier nur das Auffinden der Höhle Verpillière II, die Entdeckung paläolithischen Schmucks (Elfenbeinring, etc.) und von Kleinkunst, sowie das Auffinden zweier paläolithischer Bilderhöhlen in Rully zu nennen. Unsere Ergebnisse wurden von den öffentlichen Medien aufgegriffen (Journal de Saône-et-Loire, TV France 3, Teil einer Arte-Dokumentation, Archäologie in Deutschland, Hochschulkommunikation Universität Tübingen, etc.) In fachpolitischer Hinsicht hat das Projekt ganz erheblich dazu beigetragen, Forschungen einer deutschen Arbeitsgruppe im „Mutterland der Urgeschichte“ (Frankreich) zu etablieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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