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Einfluss von Beißaufgaben auf die menschliche Gleichgewichts- und Haltungskontrolle während der Ausführung großmotorischer Aufgaben

Fachliche Zuordnung Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240709900
 
Epidemiologische Studien zeigen eine hohe Komorbidität von Schmerzen im Kiefer-, Gesichtsbereich mit Schmerzen im Bereich des Nackens und des Rückens, die in ihrer Gesamtheit eine außerordentliche finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem darstellen. Die angeführten Beschwerden werden zunehmend mit dem Symptomkomplex der Craniomandibulären-Dysfunktion (CMD) in Verbindung gebracht. Bisher gibt es jedoch kaum gesicherte Erkenntnisse über die neuromuskulären Wechselwirkungen zwischen dem Craniomandibulären System (CMS) und den übrigen motorischen Teilsegmenten des menschlichen Körpers. In eigenen Vorarbeiten konnten erste Erkenntnisse des Einflusses des CMS auf die Halsmuskulatur sowie auf die Körperhaltung im habituellen Stand nachgewiesen werden. Daher soll nun in der geplanten experimentellen randomisierten Studie weiterführend der Einfluss kontrollierter Beißkräfte auf das dynamische Gleichgewicht und die Körperhaltung an einem gesunden Probandengut während der Durchführung von einfachen und komplexen Bewegungsaufgaben untersucht werden. Zu diesem Zweck wird eine komplexe biomechanische Bewegungsanalyse durchgeführt. Dabei werden neben der Beißkraft, kinematische, dynamische und elektromyographische Merkmale der Bewegungen zeitsynchron erfasst. Die Segmentbewegungen werden mit Infrarot-Kameras erfasst. Für die Messung von Bodenreaktionskräften und der Fußdruckverteilung kommen Kraftmessplatten zum Einsatz. Für die Messung der Muskelaktivität der unteren Extremitäten wird auf ein telemetrisches 16-Kanal EMG Gerät zurückgegriffen. Auf Grundlage der aufbereiteten kinematischen und dynamischen Messdaten werden mithilfe biomechanischer Modellrechnungen Gelenkwinkelverläufe und Gelenkmomente sowie der Körperschwerpunkt berechnet. Zur Analyse der statischen Bewegungsaufgaben werden die Lage des Körperschwerpunktes und die Lage des center of pressure (COP) zur Unterstützungsfläche analysiert. Für die dynamischen Bewegungsaufgaben wird das mathematische Modell von Hof zur Bestimmung der dynamischen Stabilität herangezogen. Um die etwaigen Unterschiede in den Stabilitätsparametern zwischen den Bedingungen beißen und nicht beißen zu objektivieren, wird in einem zweiten Schritt die Bewegungskoordination der Probanden mithilfe klassischer diskreter Parameter isolierter Bewegungsfreiheitsgrade sowie die Koordination zwischen verschiedenen Bewegungsfreiheitsgraden durch kontinuierliche, relative Phasenwinkel und die Ähnlichkeit der Phasenwinkel mittels orthogonaler Referenzfunktionen geprüft.Auf Grundlage der gewonnenen Daten und Ergebnisse soll ein tieferes neurobiologisches Verständnis des komplexen Zusammenwirkens der muskuloskelettalen Teilsegmente dazu beitragen, mögliche funktionelle und pathofunktionelle Zusammenhänge zwischen dem CMS und dem Bewegungsapparat aufzudecken. Dieses Wissen könnte es ermöglichen, optimierte und damit die Kosten senkende Therapiestrategien zu entwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Dr. Steffen Ringhof
 
 

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