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Das Reichenauer Lehenbuch Abt Friedrichs von Wartenberg (1428-1453)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240912850
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Vorhaben beinhaltete die fachgerechte Edition der Reichenauer Lehenbücher Abt Friedrichs von Zollern (1402–1427) und Abt Friedrichs von Wartenberg (1428–1453) sowie eine erste Auswertung dieser Quellen unter herrschafts-, sozial- und rechtsgeschichtlichen Fragestellungen. Dadurch konnte unser Wissen über die Abtei Reichenau des 15. Jahrhunderts um wesentliche Punkte erweitert werden: (1.) Die Ordnung der Lehenbücher ist nun transparent; die in ihnen verzeichneten Lehenobjekte sind identifiziert. (2.) Die Lehenobjekte lassen sich grob vier Kategorien zuteilen: Grundbesitz, Herrschaftsrechte, Abgaben und Eigenleute. Innerhalb der Reichenauer Niedergerichtsherrschaften verliehen die Äbte fast ausschließlich Grundbesitz und Abgaben. Herrschaftsrechte verliehen die Äbte nur in klosterfernen Gegenden, zumeist an niederadelige Vasallen, die sie zum Aufbau ihrer Niedergerichtsherrschaften nutzten. (3.) Die Lehenmannschaft lässt folgende Abstufung erkennen: Adelige und niederadelige Vasallen hatten Ortsherrschaften als Lehen und bildeten das Lehengericht. Bürger erwarben Lehen als Geldanlage. Bauern bewirtschafteten die Lehengüter selbst oder verpachteten sie. (4.) Die wechselseitigen Rechte und Pflichten der Abtei und ihrer Lehenleute sind gelegentlich näher bestimmt und entsprechen den Üblichkeiten des zeitgenössischen Lehenrechts. (5.) Die Lehenbücher erhellen das Funktionieren der spätmittelalterlichen Reichenauer Kanzlei. Das Vorhaben holt – bereits mehrfach angemahnte – Forschungsrückstände im Hinblick auf die Spätzeit der Reichenau auf, nachdem bislang vorwiegend die früh- bis hochmittelalterliche „Blütezeit“ der Reichenau erforscht worden war. Die Quellen bieten reiches Material für weitere, hier nicht verfolgte Fragestellungen (etwa orts- und sprachgeschichtlicher Art) und erleichtern das Erschließen der weiteren spätmittelalterlichen Reichenauer Quellenbestände. Somit ist ein prominentes Thema der Landesgeschichte um wertvolle Erkenntnisse bereichert worden, die international wahrgenommen werden, insofern sie die deutsche und die schweizerische Seite des Bodenseeraumes betreffen. Es steht zu erwarten, dass in nächster Zeit ein breiteres Publikumsinteresse an der Reichenauer Geschichte einsetzen wird (1300-Jahr-Jubiläum der Gründung, 25 Jahre Weltkulturerbestatus in den Jahren 2024/25); im Rückgriff auf die Lehenbücher wird sich zeigen lassen, wie die Abtei im 15. Jahrhundert zumindest als regionaler Akteur noch präsent war.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Großeltern des Konzilschronisten Ulrich Richental. Ein Quellenfund aus den Lehenbüchern der Abtei Reichenau und seine Folgen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 133 (2015), S. 39–53
    Derschka, Harald
  • Der Reichenauer Lehenhof in der Mitte des 15. Jahrhunderts: rund 80 Vasallen, Helmut Maurer zum 80. Geburtstag. In: Klöckler, Jürgen (Hg.): Festschrift für Helmut Maurer (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen XLVIII, hg. v. Stadtarchiv Konstanz), Ostfildern 2017
    Derschka, Harald
  • Die Reichenauer Lehenbücher der Äbte Friedrich von Zollern (1402–1427) und Friedrich von Wartenberg (1428–1453) (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden- Württemberg, Reihe A / Quellen. Bd. 61), Kohlhammer, 2018. LXXXVI,
    Harald Derschka (Bearb.)
 
 

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