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Wissenschaftlicher Kommentar zum Buch Esra/Nehemia für die Kommentarreihe Herders theologischer Kommentar zum Alten TestamentAntrag auf Gewährung einer Sachbeihilfe (Modul Vertretung)
Antragstellerin
Professorin Dr. Maria Häusl
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241610899
Wissenschaftliche Kommentare zu biblischen Büchern stellen eine zentrale Gattung in der Exegese dar, die weit über die Grenzen des Faches hinaus in der Theologie sowie in den Nachbardisziplinen zur Kenntnis genommen werden. Sie erschließen sowohl den ausgelegten biblischen Text als auch den aktuellen Stand zur literarischen, historischen und religions-geschichtlichen Forschung zum jeweiligen Buch und besitzen somit eine große wissen-schaftliche Breitenwirkung. Das von mir intendierte Forschungsjahr dient dazu, zum Buch Esra/Nehemia (Esr/Neh) einen profilierten Kommentar in der Kommentarreihe: Herders theologischer Kommentar zum Alten Testament zu verfassen. Für den deutschsprachigen Raum fehlt ein aktueller Kommentar zum Buch Esr/Neh, der die methodischen, historischen und thematischen Ergebnisse der neueren Forschung berücksichtigt und eine Neubestimmung der Theologie des Buches vornimmt.Die ältere deutschsprachige Kommentarliteratur sah Esr/Neh als Teil des sog. Chronistischen Geschichtswerkes und als Quelle für die Rekonstruktion der nachexilischen Geschichte. Die Kommentare waren daher v.a. an dessen historischen Auswertung und an den literarischen Vorstufen (Nehemia-Memoiren, Edikte der persischen Könige) interessiert. Im intendierten Kommentar steht das theologische Profil des Buches im Zentrum, die bisher zu einseitige Ausrichtung der Auslegung auf historische Fragestellungen wird überwunden. Methodisch ist die Auslegung im Sinne einer diachron reflektierten Synchronie an der Makrostruktur des Buches ausgerichtet. Die sich aufgrund der diachronen Wachstumsprozesse des Textes ergebenden theologischen Einzelaussagen sind dabei als spannungsreiche Sinnkonstituenten des Gesamtbuches herauszuarbeiten. Das Buch Esr/Neh präsentiert sich als Geschichtsschreibung, die formative Momente für die Identitätskonstruktion des nachexilischen Israel enthält. Die Frage nach dem Selbstver-ständnis des nachexilischen Israel ist für das theologische Profil des Buches zentral. Hierfür werden die notwendigen grundlegenden hermeneutischen Reflexionen geleistet. Untersucht werden die relevanten Kriterien für die Zugehörigkeit, für Inklusion und Exklusion sowie die innere Gestalt und Struktur der Gemeinschaft. In der o.a. Kommentarreihe wird die aus dem jüdisch-christlichen Gespräch erwachsene Er-kenntnis, dass das Alte Testament als Heilige Schrift Israels und als Teil der christlichen Bibel einen doppelten Ausgang hat, christlich theologisch reflektiert. Dies stellt eine Beson-derheit in der bisherigen alttestamentarischen Forschung dar. Auf das Buch Esr/Neh bezogen bedeutet dies, die antijudaistischen Auslegungen im christlichen Kontext aufzuarbeiten: Abwertung der Theologie als Gesetzesreligion, Stigmatisierung der nachexilischen Träger-gruppen als rein religiöse, theokratisch verfasste Gruppierung und als partikularistisch-sektenhafte, national-religiöse Strömung. Dies wird der Kommentar erstmals tun.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen