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Auditorisch-gesteuertes Verhalten an den Extremen senorischer Verarbeitung

Antragsteller Dr. Holger R. Goerlitz
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241711556
 
Räuber-Beute-Interaktionen bestimmen das Leben der meisten Tiere grundlegend: Räuber benötigen Nahrung, während Beutetiere versuchen zu überleben. Diese reziproke Dynamik führte zur diffusen Koevolution diverser Anpassungen zur Optimierung von Jagd und Flucht. Neben strukturellen und anatomischen Anpassungen sind Sinnes- und Verhaltensstrategien eine Schlüsselkomponente solcher Räuber-Beute-Interaktionen. Sowohl Räuber als auch Beute müssen sich gegenseitig detektieren und lokalisieren, bevor sie entsprechendes Verhalten auslösen können. Ebenso nutzen beiden Seiten sensorische Strategien zur Vermeidung von Detektion, wie z.B. Tarnung. Während die visuelle Strategien, die Räuber-Beute-Koexistenz vermitteln, gut untersucht sind, ist dies für auditorische Strategien nicht der Fall.Unsere Sinnessysteme selektieren und filtern kontinuierlich verhaltensrelevante Informationen aus dem ankommenden Strom an Informationen aus der Umwelt. Im Räuber-Teilprojekt werde ich die Strategien zur Beutedetektion und –selektion der Mopsfledermaus untersuchen. Basierend auf meiner bisherigen Arbeit postuliere ich, dass dieser hochspezialisierte Jäger mehrere sensorische Reize nutzt und integriert, um fliegende Beute zu erkennen. Dazu gehören insbesondere von der Beute erzeugte (Flug-)Geräusche und zeitvariante Echo-Muster, die durch den Flügelschlag der Beute erzeugt werden und diesen kodieren. Ich werde erstmalig diese Reize vollständig charakterisieren und deren Wahrnehmung als neuartige Räuberstrategie testen. Die Integration mehrerer Sinnesreize würde die Beutereize deutlicher und damit besser wahrnehmbar machen innerhalb des Stroms an Umweltinformationen.Beutetiere, die besonders auffällige Gesänge zur Kommunikation nutzen, scheinen schlecht an die Bedrohung durch lauschende Räuber angepasst zu sein. Mit dem Beute-Teilprojekt werde ich meine Modellsysteme um die singende Laubheuschrecke Ruspolia nitidula erweitern. Diese Art singt mit einem äußerst auffälligen, kontinuierlichen Gesang, ist nicht chemisch verteidigt, hört nicht auf zu singen, wenn ihr Fledermausrufe präsentiert werden, und wird dennoch nicht von Fledermäusen gefressen. Ich postuliere, dass Arten mit einem solchen kontinuierlichen Gesang andere Verteidigungsstrategien nutzen. Ich werde die Hypothese testen, dass Gesang in Gruppen als Schutz vor Räubern dient, da das auditorische System der Säugetiere einzelne Schallquellen eines solchen Gesanges nicht lokalisieren kann. Zweitens werde ich testen, ob der Gesang die Echoortung behindert, und somit sogar andere fliegende Insekten vor Fledermäusen schützt und somit zu kurzfristigem akustischen Kommensalismus führt.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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