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Aristokratismus. Historische und literarische Semantik von "Adel" zwischen Kulturkritik der Jahrhundertwende und Nationalsozialismus (1890-1945)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241860929
 
"Adel" und "Aristokratie" sind nicht nur sozialgeschichtlich wirksame Begriffe, die allein auf historisch je herausgehobene soziale Gruppierungen zu beziehen sind. Zum 20. Jahrhundert hin, als die Bedeutung des historischen Geburtsadels im deutschsprachigen Raum wie in Europa überhaupt abnimmt, treten vielmehr neue Ideen und Konzepte des Adels und des "Aristokratischen" in unterschiedlichen Diskursbereichen auf. Dieser Ausweitung der Semantik des "Adeligen" in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widmet sich das Projekt in enger Kooperation von Historikern und Literaturwissenschaftlern.Das Projekt ist an der Schnittstelle dreier für beide Fächer bedeutsamer Erkenntnisinteressen angesiedelt. Es geht (1) um eine Erweiterung und Neuakzentuierung der Adelsforschung im Bereich des 19. und 20. Jahrhunderts, (2) um die interdisziplinär getragene, hier an einem wichtigen Exempel durchgeführte Erprobung einer Historischen und literarischen Semantik und in diesem Zuge (3) um einen Moderne-Begriff, der in einem nicht-normativen Verständnis auch Konzepte einer Anderen Moderne oder einer Antimoderne umfasst. Konkreter Forschungsgegenstand ist einmal, primär in literaturwissenschaftlicher Perspektive, die Adelssemantik der in Deutschland nach Nietzsche entstehenden und sich vielfach auf ihn beziehenden Kulturkritik, von der breitenwirksamen Formulierung bei Langbehn bis zur Fiktionalisierung in Texten u.a. Rilkes, Th. Manns und Borchardts. Zum anderen sind es, primär in geschichtswissenschaftlicher Perspektive, Adelssemantiken in der Zeit des Nationalsozialismus. In beiden Kontexten spielen, so die These, Adelssemantiken eine wichtige Rolle. Beide Bereiche hängen zusammen, weil sie sich zwar nicht kausallogisch, wohl aber im Sinne von komplexer Vorgeschichte und Nachgeschichte aufeinander beziehen lassen. Das Projekt geht davon aus, dass die Semantik des Aristokratischen in hohem Grad funktional wird. Anhand eines breiten, mittels der Auswertung einiger der wichtigsten Kulturzeitschriften des Untersuchungszeitraums zu erarbeitenden Textcorpus sollen die semantische Bandbreite, die Anschlussfähigkeit an andere Diskurse und damit die soziale Breitenwirksamkeit der Adelssemantik in der Hochmoderne zwischen etwa 1880/90 und den 1930er/40er Jahren rekonstruiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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