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Inszenierungen von Heiligkeit im Kontext der konfessionellen Auseinandersetzungen. Schweizerische Heiligen- und Märtyrerspiele des 16. und frühen 17. Jahrhunderts

Antragstellerin Professorin Dr. Cora Dietl
Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241971380
 
'Schweizerische Heiligenspiele der Reformationszeit' erscheinen auf den ersten Blick als ein Ding der Unmöglichkeit. Unter dem Einfluss der vehementen Ablehnung des Heiligenkults durch Zwingli und Oekolampad war in den reformierten Regionen der Schweiz nicht an Heiligenspiele zu denken. Umso gewichtiger ist die identitätssichernde Funktion des Heiligenspiels in den katholisch gebliebenen Regionen der Schweiz. Das Projekt, das sich als eine Fortsetzung des Projekts "Inszenierungen von Heiligkeit im Kontext der konfessionellen Auseinandersetzungen. Protestantische und katholische Märtyrerdramen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts" versteht, stellt das schweizerische Drama als eine deutlich stärker polarisierte Form des provokanten interkonfessionellen Dialogs neben die in den ersten drei Jahren der Projektlaufzeit untersuchten deutschen Spiele desselben Untersuchungszeitraums (ca. 1520-1620). Während das Märtyrerdrama im Heiligen Römischen Reich ein beliebtes Genre lutherisch-protestantischer Schulaufführungen war, das ein spezifisch protestantisches Verständnis von 'Heiligkeit' und 'Märtyrertum' kommunizierte und dazu die persuasive Kraft des Theaters nutzte, wird dem schweizerischen Heiligen- und Märtyrerspiel des 16. Jahrhunderts ein extremer Konservatismus vorgeworfen, was mit der Grund dafür ist, weshalb diese Texte in der Forschung kaum beachtet werden, obwohl manche von ihnen in neueren Editionen vorliegen. Ob die schweizerischen Spiele tatsächlich als (ostentativ) konservative und mittelalterliche Elemente der Spiele noch übersteigende Formen des Theaters gelten können und inwiefern sie damit einen wirkungsvollen Beitrag im interkonfessionellen Streit darstellen, ist eine der Kernfragen des Projekts. Der vergleichende Blick zwischen Deutschland und der Schweiz vermag umso besser die Frage nach der performativen Kraft des Massenmediums Theater zu beantworten, ebenso wie die Frage nach den Möglichkeiten einer Funktionalisierung und Instrumentalisierung dieses Mediums für religiöse und politische Zwecke. Neben literatur- und kulturwissenschaftlichen Analysekategorien wie Form, Rhetorik, Performanz, Raumregie, Akustik und Ästhetik werden auch die historischen, kulturellen und theologischen Kontexte der Spiele berücksichtigt. Zentral ist für die Analyse der Spiele und ihrer Aufführungen die Frage nach dem Begriff von 'Heiligkeit', der epochenübergreifend einerseits Gegenstand, andererseits Werkzeug interkonfessioneller und interreligiöser Auseinandersetzungen ist und ein Phänomen beschreibt, das Literatur und Kunst je unterschiedlich konstruieren können. Das Projekt zielt auf drei Editionen schwer zugänglicher, handschriftlich tradierter Dramen, die diese Texte erstmals erschließen, sowie auf eine Monographie, welche die schweizerischen Heiligen- und Märtyrerspiele umfassend beschreibt, im Vergleich mit den deutschen katholischen und protestantischen Märtyrerdramen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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