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Verhandeln in komplexen Mehrebenensystemen: Regionale Organisationen in Internationalen Organisationen - Aktiv und Einflussreich?

Antragstellerin Professorin Dr. Diana Panke
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242137385
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat nicht nur die Anzahl der internationalen Regime und Organisationen (IO), sondern auch die Anzahl der regionalen Organisationen (RO) erheblich zugenommen. Heute sind Staaten oft gleichzeitig Mitglieder regionaler und internationaler Organisationen und decken in beiden ähnliche Politikbereiche ab. Dies trägt zu einer Regionalisierung der internationalen Beziehungen bei, da nicht nur Staaten, sondern auch regionale Akteure in internationalen Verhandlungen aktiv sind. Das Projekt analysierte, wie aktiv und wie einflussreich regionale Akteure in den heutigen internationalen Verhandlungen sind. Dies zeigt, dass die Regionalisierung der internationalen Politik nicht in allen Kontexten und Akteuren gleichermaßen vorherrscht. Es ist nicht der Fall, dass ROs in jeder IO gleichermaßen aktiv sind. Große lOs ziehen mehr RO-Aktivitäten an als kleinere, insbesondere wenn viele ROs Kapazitäten für Verhandlungen bereitstellen und wenn sie eine große Mitgliedschaft haben, die in der Lage und bereit ist, regionale Positionen auszudrücken. Auch zeigt sich, dass das Ausmaß der Regionalisierung der Verhandlungsdynamiken auf internationaler Ebene variiert. lOs, die die meisten RO-Aktivitäten anziehen, haben große Mitgliederzahlen, da die Staaten größere Anreize haben, ihre Positionen gebündelt zu artikulieren, um multilaterale Verhandlungen zu beschleunigen. Im Vergleich zu lOs, in denen regionale Akteure überhaupt keinen formellen Status haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Akteure in den IOs, in denen eine hohe Anzahl von ROs Beobachterstatus hat, lautstark werden. Die Überlappung von Politikfeldern kann jedoch fehlenden formellen Zugriff äusgleichen. Bei internationalen Verhandlungen, bei denen es um Fragen geht, die für einen regionalen Akteur von großer Bedeutung sind, erhöhen sich die Chancen, dass die Mitgliedstaaten regionale Positionen vertreten, so dass wir regionalisierte internationale Verhandlungen beobachten. Auch zeigt sich, dass je größer eine RO ist und je mehr Ressourcen sie für die Entwicklung regionaler Positionen für die multilateralen Verhandlungen in den IOs aufwendet, desto aktiver nimmt sie an internationalen Verhandlungen teil. Aktivität und Erfolg sind miteinander verknüpft, und das Ausmaß, in dem internationale Verhandlungsergebnisse regionalisiert sind, variiert ebenfalls. Damit regionale Akteure erfolgreich Einfluss auf die Dynamik und die Ergebnisse internationaler Verhandlungen nehmen können, müssen ihre Mitgliedstaaten rasch nationale Positionen entwickeln, auf deren Grundlage ihre Diplomaten Gruppenkoordinierungssitzungen abhalten können. Nur wenn es einer RO gelingt, eine regionale Position zu formulieren, kann diese in der IO von den RO-Mitgliedem oder - wenn die RO selbst Sprecherrechte hat, direkt von RO-Delegierten - artikuliert werden. Der formale Zugang von ROs zu lOs ist keine notwendige Voraussetzung für regionale Handlungsfähigkeit in internationalen Verhandlungen. Aktivität ist wichtig für den Erfolg, aber aktive ROs sind nicht automatisch erfolgreich. Regionale Akteure sind am erfolgreichsten, je effektiver die eingesetzten Verhandlungsstrategien sind. Argumentative Strategien sind am effektivsten, wenn regionale Akteure und ihre Mitgliedstaaten ein hohes Maß an technischer, wissenschaftlicher und rechtlicher Expertise haben. Informelle Lobbying-Strategien funktionieren am besten, wenn die regionalen Akteure keine Ressourcenknappheit haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014) "Communicative Power Europe?'How the EU Copes with Opposition in International Negotiations”. In: European Foreign Affairs Review, Bd. 19, No. 3, 357-372
    Diana Panke
  • (2014) "The European Union in the United Nations. An Effective External Actor?” In: Journal of European Public Policy. Bd. 21, Nr. 7, 1050-1066
    Diana Panke
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/13501763.2014.912149)
  • (2015) "Regional Actors in the United Nations. Exploring the Regionalization of International Negotiations". In: Global Affairs, Volume: 1, Issue: 04-05, 431-440
    Diana Panke, Stefan Lang und Anke Wiedemann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/23340460.2015.1109384)
  • (2017) "Regional Actors in International Security Negotiations." ln: European Journal for Security Research, Vol. 2, No. 1,5-21
    Diana Panke
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s41125-016-0010-4)
  • (2017) "Speech is silver, silence is golden? Examining state activity in international negotiations." In: The Review of International Organizations, Vol. 12, No. 1, 121-146
    Diana Panke
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11558-016-9244-1)
  • (2017) "State & Regional Actors in Complex Governance Systems. Exploring Dynamics of International Negotiations." In: British Journal of Politics and International Relations, Vol. 19, No. 1,91-112
    Diana Panke, Stefan Lang, Anke Wiedemann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1369148116669904)
  • (2017): „Speaking with One Voice - Easier Said than Done? The European Union in the United Nations General Assembly”. In: Dimitris Bourantonis and Spyros Blavoukos (Hrsg.) „The EU in UN Politics. Actors, Processes and Performance”, London: Palgrave, 27-46
    Diana Panke
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1057/978-1-349-95152-9_2)
  • "Regional Organisations in the UNGA: Who is most active and why?" In: Journal of International Relations and Development
    Diana Panke, Stefan Lang, Anke Wiedemann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1057/s41268-017-0119-8)
  • (2018) "Regional Actors in Multilateral Negotiations. Active and Successful?", London: ECPR Press
    Diana Panke, Stefan Lang, Anke Wiedemann
 
 

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