Detailseite
Libanesische globale Dorfgemeinschaften: Praktiken zur Bildung und Erhaltung globaler Gemeinschaften
Antragsteller
Professor Dr. Anton Escher
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242406455
Ende des 19. Jahrhunderts begann eine kontinuierliche Auswanderung aus dem Gebiet des heutigen Libanons, die bis heute anhält. Die Migrationsströme änderten mehrfach ihre Richtung, wobei die libanesischen Migranten in den letzten drei Jahrzehnten verstärkt nach Australien, in die USA und nach Deutschland wandern. Durch die Änderung der Migrationsrichtung bildeten sich Gemeinschaften, deren Mitglieder weltweit verstreut leben, wobei sie ihren Zusammenhalt mit der Herkunft der ausgewanderten Vorfahren aus dem gleichen Herkunftsort (-dorf) begründen. Es entstanden somit globale Dorfgemeinschaften. Ausgehend von den libanesischen Dörfern Aitou, Hadchit und Ehden untersuchen die Projektmitarbeiter die globalen Gemeinschaften und ihre Verbindungen in die Länder Australien, die USA und Deutschland. Die Projektmitarbeiter schlagen das Konzept der globalen Dorfgemeinschaft als neues theoretisches Modell vor, um Prozesse der Vergemeinschaftung und Verräumlichung in der globalisierten Welt zu untersuchen und zu verstehen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen auch die Möglichkeiten auf, die Mitglieder der globalen Gemeinschaften an der gesellschaftlichen Entwicklung ihrer Lebensländer partizipieren zu lassen. Die Zunahme des digitalen Austauschs von Informationen und der Vergemeinschaftung im Web 2.0, die unkomplizierte Möglichkeit des Ortswechsels und die allgemeine politische Liberalisierung in der globalisierten Welt führen in arabischsprachigen Ländern dazu, dass die weltweit verbundene Dorfgemeinschaften zunehmend an wirtschaftlichem und politischem Einfluss gewinnen. Diese Gemeinschaften sind durch ein globales Geflecht enger kommunikativer und emotionaler Beziehungen unter ihren Mitgliedern gekennzeichnet, die ihr Zusammengehörigkeitsgefühl über den gemeinsamen Herkunftsort konstruieren und daher als Diasporas bezeichnet werden. Die Projektmitarbeiter definieren Diaspora als soziale Ordnung die nationalstaatliche Ordnungen durchbricht. In ihrer Studien stellen sie den Begriff Diaspora in den Kontext der globalisierten Welt. Hierfür entwickeln die Projektmitarbeiter die neue Theorie der globalen Dorfgemeinschaft, die das Konzept Gemeinschaft von TÖNNIES (1887) weiterentwickelt sowie mit der Theorie der sozialen Praktik nach SCHATZKI (2002) und dem Begriff Diaspora verbindet. Um die Wechselwirkungen zwischen modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und den Prozessen der Vergemeinschaftung zu verstehen, entwerfen die Projektmitarbeiter neue Forschungsmethoden. Diese führen die methodologischen Gedanken der szientistischen Sozialwissenschaft mit denen der Ethnomethodologie zusammen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen