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Narrativer Stil des Höllenganges in den Philippusakten

Antragsteller Dr. Petrus Maritz
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Evangelische Theologie
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243015998
 
Die Inklusion des Höllenganges in einer Handschriften der Philippusakten und kein anderer, wirft die Frage auf, wie diese apokryphe Schrift, höchstwahrscheinlich ein Produkt einer Randgemeinde im 5.-6. Jahrhundert, sich in den Heiligen Schriften, in doktrinären Diskussionen über die Hölle, in der Gattung Höllengang und in andere sogenannten apokryphen Apostelakten verankert hat. Die Bedeutung dieses Projekts liegt darin, die enge narrative Beziehung zwischen den kanonischen und nicht-kanonischen Schriften aufzudecken. Sie zeigt, wie - im Fall des Philippusakten - dieser fremde Corpus integral in das gesamte Werk gehört, auch wenn die Schrift ohne ihn ebenso gut funktioniert. In diesem Teil der eigentlichen Forschung, die für drei Jahre geplant ist, wird der erzählerische Stil des Höllengangs in ActPhil 1 angesichts der vorhergehenden aber limitieren eingeschränkten Literatur analysiert mit Gebrauch einer drei-teiligen Vorgehensweise: 1. Identifikation oder Charakterisierung; 2. Verfasser- und Lesetechnik oder -methode; 3. Qualitäts- und Sprachregister. Dieser stark moralisch kodierte Text wird mit seinen klaren Quellen verglichen, um die Kontinuität und Diskontinuität der Gedanken zwischen den offiziellen Kirchenkonfessionen und der populären religiösen Literatur, zwischen kanonischen und nicht-kanonischen, und in der interreligiösen Kluft der jüdischen, christlichen und islamischen Schriften zu illustrieren. Das Projekt legt den Fokus auf die Anspielungen und das allgemeine Material in den Quellen, um herauszufinden, wie der Autor der Philippusakten in seiner Arbeit vorgegangen ist und den Höllengang in das Gesamtwerk eingebunden hat und dabei ein rundes Ganzes geformt hat. Die beiden genannten Handschriften werden verglichen: die eine enthält den Höllengang, die andere nicht. Ebenso werden deutliche redaktionelle Handlungen aufgezeigt, die zu zwei unterschiedlichen aber gerechtfertigten Lesarten geführt haben. In der Redaktion der Philippusakten ist es klar, wie die Haltungen der lesenden Kirche dazu beigetragen haben, die Endgestalt des Textes zur Missionstätigkeit des angesehenen Apostel Philipps mit einem stark moralisierenden Unterton zu formen. Auch heutzutage sehen wir, wie Gemeindeerwartungen den religiösen Diskurs prägen: vielleicht sogar noch vielfältiger als in der Antike. Ironischerweise hat der Autor der Philippusakten sein Werk in der religiösen und literarischen Tradition verankert, die ihn zurückgewiesen hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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