Structure and Organisation of Government Project
Final Report Abstract
Das Forschungsprojekt "Struktur und Organisation von Regierungen" (SOG-PRO) ist Teil eines ORA-Projektes und untersucht den strukturellen Wandel innerhalb der Ministerialverwaltung auf Bundesebene zwischen 1980 und 2015. Dazu wurde ein auf über 2.000 Primärquellen basierender quantitativer Datensatz erstellt, der formale Strukturveränderungen in der ministeriellen Binnenorganisation und nachgeordneter Behörden (Agenturen) systematisch erfasst. Das Projekt legt damit erstmalig ein komparatives Analyseraster für die Messung struktureller Volatilität vor, welches in innovativer Weise die Art der Strukturereignisse und die daran beteiligten Organisationseinheiten in den Mittelpunkt stellt und somit eine Vielfalt empirischer Analysen ermöglicht, angefangen von Überlebensanalysen (mit unterschiedlich definierbarer "Lebenszeit") bis hin zu Paneldatenanalysen. Er stellt einen wichtigen konzeptionell-methodologischen Beitrag für das Forschungsfeld dar, da er diverse Ansätze zur Erfassung von strukturellen Veränderungen ländervergleichend und über verschiedene Typen von Regierungsorganisationen hinweg standardisiert und mit seinem phasenorientierten Ansatz flexibel detailliertere Analysen ermöglicht. Die empirisch beobachteten Veränderungsmuster wurden anhand der für diesen Forschungsbereich in den USA prominent eingeführten und angewandten "Theorie der Politik der strukturellen Wahl" sowie zentraler alternativer Erklärungsperspektiven aus der politikwissenschaftlichen Verwaltungsforschung ausgewertet. Die empirischen Untersuchungen des Projekts zeigen, dass sich die deutsche Ministeriallandschaft häufiger verändert als erwartet: unabhängig von Regierungswechseln und gezielten Reformen zur Strukturmodernisierung lassen sich regelmäßige Veränderungen der Ministerialverwaltung beobachten. Gleichzeitig sind eindeutige Aktivitätshochs nach, aber auch vor Wahlen zu verzeichnen, mit einigen zusätzlichen ministeriumsspezifischen intensiven Veränderungsphasen während einzelner Legislaturperioden. Zudem ist die deutsche Ministerialverwaltung bereits in 1980 strukturell diverser organisiert als es die bisher existierende qualitative Forschung vermuten ließ und differenziert sich seitdem und auch heute noch weiter aus. Theoretisch kann das Projekt zeigen, dass die ideologische Zusammensetzung von Regierungen ein wichtiger erklärender Faktor für die Volatilität von Ministerialstrukturen ist. Dabei scheint die Motivation der beteiligten politischen Akteure Ausdruck von Unsicherheit gegenüber gegenwärtigen Machtverhältnissen zu sein und sich somit genuin von der "strukturellen Wahl" im präsidentiellen US-System zu unterscheiden. Die Forschungsergebnisse bekräftigen damit eine parteipolitische Erklärungsperspektive auf Veränderungen in der Regierungsorganisation. Gleichzeitig lassen sich aber auch alternative Erklärungen nachweisen, etwa die Relevanz politikfeldspezifischer Dynamiken (als Pfadabhängigkeit und zur Kontextualisierung der Interaktionen zwischen Ministerium und sektoralen Akteuren). Ebenso spielen individuelle Minister/innen eine Rolle in der Erklärung des formalen Wandels von Strukturen in der deutschen Regierungsorganisation. Die ländervergleichende Perspektive bestätigt die ersten Erkenntnisse zum formalen Wandel der bundesdeutschen Ministerialverwaltung. Diese beziehen sich zuvorderst auf die Erklärungen zur Veränderung der Binnenorganisation von Ministerien. Für die nachgeordneten Behörden wiederum zeigen die ersten vergleichenden Analysen weniger länderübergreifende Erklärungen, mit Ausnahme der Ausbreitung und Veränderung bzw. Anpassung von Regulierungsbehörden, die auf externe Dynamiken der europäischen Integration zurückzuführen sind.
Publications
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(2015): Organisierte Expertise und die Legitimation der Verwaltung: Sektorale und strukturpolitische Dynamiken der Gremienlandschaft auf Bundesebene, dms, 8(2), 315-335
Fleischer, Julia
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(2016): Binnenstrukturelle Veränderungen der Exekutive und die Dynamik von Politikfeldern. In: Bergemann, Benjamin et al. (Hg.): Entstehung von Politikfeldern - Vergleichende Perspektiven und Theoretisierung, Discussion Paper SP IV 2016–401, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 39-42
Fleischer, Julia
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(2018): Stabilität und Flexibilität: Wie und warum ändern sich Ministerien?, Baden-Baden: Nomos Verlag
Fleischer, Julia/Bertels, Jana/Schulze-Gabrechten, Lena